Herzzerreißend

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fraedherike Avatar

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"Es geht darum, die Minuten und die Stunden eine nach der anderen zu nehmen, jede für sich. Die Zeit vergehen zu lassen und aus jedem Moment das Einfachste zu machen." (S. 462)

[TW: Tod, Trauer, Verlust]

Was würdest du tun, wenn die Person, mit der du dein Leben teilst, dir plötzlich eine Mail mit dem Betreff „Falls ich sterbe“ schickte; eine Auflistung aller Passwörter und nach dem Tod zu erledigenden Dinge? Carolina versteht die Welt nicht mehr, als sie ebendiese Mail von ihrem Lebensgefährten Aksel erhält – und ihn fünf Monate später plötzlich leblos auffindet. Für die junge Mutter bricht eine Welt zusammen, zumal er gerade Anfang dreißig war und nichts darauf hinwies, dass er sterben würde. Haltlos, kraftlos und überfordert bleibt sie mit ihrem wenige Monate alten Sohn Ivan zurück und nur die Unterstützung ihrer Familien und Freunde kann ihr den Boden unter den Füßen wiedergeben. Doch wie soll sie zurück in ein Leben finden, das ihr lebenswert erscheint, wo sie sich alle Schuld an Aksels Tod zuschreibt?

In ihrem autofiktionalen Romandebüt „Betreff: Falls ich sterbe“ (aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann, OT: Låt oss hoppas på det bästa) erzählt Carolina Setterwall eindringlich und unglaublich emotional in zwei gegenläufigen Erzählsträngen von ihrem Leben vor und nach Aksel: von ihrem Kennen- und Liebenlernen, ihren Eigenheiten und Unstimmigkeiten, von den Dingen, die den jeweils anderen zu einem besseren Menschen machen – und den Spannungen, die nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes zunahmen, die Abgespanntheit und Abwesenheit. Sie beschreibt all das mit klaren Worten, differenziert und reflektiert, und schafft so eine einnehmende, sensible Atmosphäre. Es fühlt sich unangenehm an, ständig lebt man in der Gefahr, in Tränen ausbrechen zu müssen, aber zugleich lebensnah, sodass man nicht darum herumkommt, sich selbst in dieser Situation vorzustellen. An diesen Punkt möchte man doch eigentlich nie kommen, alleine die Vorstellung treibt mir eine Gänsehaut über den Rücken, doch ich konnte auch nicht aufhören, immer weiter zu lesen, immer weiter auf dem blauen Fleck in meinem Herzen herumzudrücken, (...)