Intensiv, aber wenig Spannung

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Die Geschichte spielt in Schweden und ist schnell erzählt: Die selbstbewusste Carolina trifft in dem eher zurückhaltenden Aksel den Mann ihrer Träume, forciert ihren Wunsch nach Zusammenziehen und nach einem gemeinsamen Kind und steht dann, als Aksel überraschend stirbt, mit einem Kleinkind alleine da. Ihr Bemühen, die Beziehung zu Aksel aufzuarbeiten und gleichzeitig mit der Trauer, der Mutterrolle und später mit einer neuen Liebe zurechtzukommen, wird dabei in mehreren Zeitebenen erzählt.

Die Offenheit und schonungslose Ehrlichkeit, mit der die Autorin Carolina Setterwall den Alltag, die Gedanken und Gefühle einer allein erziehenden Mutter eines Kleinkindes beschreibt, ist schon etwas Besonderes. Dabei ähnelt der Roman eher einer Art Tagebuch, in dem die intimsten Gedanken und Gefühle ungefiltert dargelegt, seziert und analysiert werden. Allerdings lässt diese Art des Erzählens einen Spannungsbogen vermissen. Der Alltag der überforderten Mutter wird detailreich erzählt – was sehr anschaulich ist - plätschert allerdings auch ohne große Höhen und Tiefen vor sich hin. Als Leserin habe ich mich oft gefühlt, als laufe ich eine kurvenarme Straße mit öder Landschaft entlang, in der Hoffnung, dass endlich Mal eine Kurve kommt, hinter der sich die Landschaft verändert. Aber hinter jeder der wenigen Kurven geht die Straße gerade weiter und die Landschaft bleibt die gleiche.
Auch sind der Titel und der Anfang des Buches irreführend: „Betreff: Falls ich sterbe“ bezieht sich auf eine SMS, die Carolina von Aksel erhält und in der er ihr ein Passwort für seinen Computer verrät, mit dem Carolina im Falle seines Ableben an wichtige Daten kommen kann. Darauf wird dann im Laufe des Romans gar nicht mehr eingegangen. Das ist sehr schade, hätte sich daraus doch eine tolle Geschichte mit einem Doppelleben stricken lassen. Aber leider hält der Titel dann nicht, was er verspricht.

Trotzdem ist es ein wichtiges Buch, weil es so mancher Mutter den Spiegel vorhält und sie zum Nachdenken bringt. Es zeigt, wie selbstzerstörerisch es ist, wenn man als Mutter immer alles richtig machen möchte. Es zeigt auch, dass es einfach nicht möglich ist, immer richtig zu handeln und allen Anforderungen zu genügen, dass man auch mal schwach sein darf und dass ein stabiles soziales Netz in Krisenzeiten überlebenswichtig sein kann. Manchmal möchte man die Protagonistin schütteln und ihr sagen: Lass Mal locker, denk Mal mehr an dich und nicht nur an dein Kind. Aber wie leicht man auch als taffe Frau in die Rolle der Übermutter hineinrutscht, macht dieser Roman mehr als deutlich.