zwei traurige Jahre

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lilanini Avatar

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Die Mail mit der Betreffzeile: "Falls ich sterbe" hätte ich gern gelesen und erfahren, wie diese zu Lebzeiten, aber eben auch nach dem plötzlichen Tod des Absenders eine Rolle spielt. Ähnlich wie die Idee bei einem angekündigten Tod Briefe für die Hinterbliebenen zu hinterlassen, wäre eine solche Mail, für den Fall der schrecklichen Fälle eine bedenkenwerte Idee um mit Tod und Trauer offener umzugehen.
Leider wird die titelgebende Mail auf den fast 500 Seiten nur sehr kurz erwähnt. Alles dreht sich um die Ich-Erzählerin Carolina, die leider sehr plötzlich ihren Lebensgefährten und Vater ihres Sohnes verliert. Dieser Moment wird zu Beginn eindrucksvoll und emotional beschrieben und bleibt leider die lesenswerteste Stelle in diesem Buch.
Carolina macht sich Vorwürfe, wie sie mit dem Verstorbenen zu Lebzeiten umgegangen ist, wie sich ihre Beziehung zu ihrem Sohn entwickelt und wie sich mit sich selbst und ihren Freunden umgeht. Teilweise sind diese Selbstvorwürfe verständlich, an anderen Stellen möchte man die Erzählerin wachrütteln und ins Leben zurückholen.
Das Verständnis dafür, das Trauer viel Zeit braucht, brachte mich dazu immer weiterzulesen und einen weiteren Spielplatzbesuch oder eine weitere Therapiesitzung mit Carolina zu begleiten.
So vergehen zwei Jahre, wobei die letzten Monate spannende Entwicklungen beinhalten, die wiederum nur recht kurz abgehandelt werden.
Die Ich-Bezogenheit wird damit verstärkt, dass zwar viele Freunde, Familienmitglieder und sogar potentiell neue Bezugspersonen im Buch eine Rolle spielen, die meisten davon aber nicht einmal einen Namen bekommen.
Ich möchte der Autorin nicht zu nahe treten, die diese Buch nach eigenem Erleben geschrieben hat! Doch ich wünschte, das mehr Dankbarkeit und Wertschätzung für die tollen Wegbegleiter im Buch zu finden wären.
Der Originaltitel: "Let's hope for the best" passt besser zum Buch (und hätte mich ein wenig weniger angesprochen.)