Ein gelungenes Romandebüt

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tanybee Avatar

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Betrunkene Bäume handelt von zwei Menschen, deren Leben aus den Fugen geraten ist: Erich, jenseits des Pensionsalters, kommt alleine in seiner Wohnung eigentlich nicht mehr zurecht, will sich das aber nicht eingestehen. Und Katharina, die von zu Hause weg gelaufen ist, weil der Vater die Familie verlassen hat um in Russland zu arbeiten und die Mutter es nicht verhindert hat. Auch Erich hat eine Vergangenheit in Russland. Denn in jüngeren Jahren hat er sich einen Traum erfüllt und dort geforscht über die „betrunkenen Bäume“. In Rückblenden erfahren wir mehr darüber, denn diese Forschungsreise hat sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.

Bei der Lektüre habe ich sofort Erich ins Herz geschlossen. Er wehrt sich gegen die zunehmende Fremdbestimmung in seinem Leben und versucht sein kleines (oder eher großes) Geheimnis im Schlafzimmer zu verbergen. Was das für ein Geheimnis ist? Das möchte ich hier nicht verraten, aber es hat mich wirklich sehr gerührt.

Erichs und Katharinas Wege kreuzen sich und an manchen Stellen kam mir das Buch ein wenig zu klischeehaft vor. Momentan gibt es einfach sehr viele Bücher, die von älteren Leuten handeln, die etwas kauzig, aber liebenswürdig sind und die ein letztes Abenteuer erleben. Gefallen haben mir besonders die Rückblenden, die in Russland spielen. Diese hätten ruhig ausführlicher sein können, dann wäre das Verhalten von manchen Personen auch besser nachvollziehbar gewesen. Einige der Charaktere blieben unnahbar. Vor allem Dascha und ihre Entscheidung hätte ich gerne besser verstanden.

Aber ich möchte nicht nur negative Punkte aufzählen, denn die Lektüre ist durchaus angenehm. Es ist ein „Feel-good-Buch“, denn auch wenn die Protagonisten einiges durchmachen, so lässt das Buch den Leser doch mit einem guten Gefühl zurück. Und Erich muss man einfach gern haben! Ein gelungenes Romandebüt.