Etwas halbgar das Ganze...

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ismaela Avatar

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Ein bisschen halbgar das Ganze...

Auf knappen 300 Seiten versucht Ada Dorian ein Geflecht aus menschlichen Beziehungen zu entwirren, und obwohl sich zum Schluss alles aufklärt, bleibt - zumindest bei mir - ein etwas schaler Geschmack zurück.
In Rückblenden wird vom Leben Erichs erzählt, der in Sibirien, gemeinsam mit dem einheimischen Führer Wolodja, eine Expedition unternahm und dabei Dascha und ihr Baby kennen- und lieben gelernt hat. Er holt beide in die DDR, beide bekommen noch ein Kind - Anton - doch als Dascha wieder in ihre Heimat zurückkehrt, bleibt Erich in Deutschland. Obwohl er versprochen hat, sie zu begleiten, sobald er in Rente geht.
Katharina reißt von zu Hause aus, weil sich ihre Eltern mehr oder weniger auseinandergelebt haben und der Vater berufsbedingt nach Sibirien geht. Das Mädchen kommt in der leerstehenden Wohnung gegenüber Erichs Wohnung unter und beide lernen sich kennen. Gerade als beide beschließen, nach Sibirien zu fahren um die Ehefrau bzw. Vater zu finden, macht ihnen Erichs Alter einen Strich durch die Rechnung.
Der Debütroman von Ada Dorian lässt sich schnell auslesen, was bei der Dichte der Einzelstränge leider bedeutet: alles ist seltsam flach und unspektakulär, die Charaktere blass, die einzelnen Motivationen fast schon lustlos, die Dialoge gestelzt und sperrig. Von Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg, über Vaterschaften und Verrat, zu Erderwärmung, Altersdemenz, jugendliche Ausreisser, Drogen-Bad-Boy und Heimlicher-Boyfriend... Das ist alles viel zu viel auf so wenig Seiten. Entweder man lässt ein bisschen was weg, oder man schreibt mehr - aber Tiefe sollte schon sein. Die Ausreisserin Katharina fand ich ziemlich unrealistisch, den Auftritt des DrogenMuskelmannes mit seiner "Eskorte" erst recht; Erich lähmt sich selbst mit einem Verrat an Wolodja, der im ganzen Buch Erich so fremd zu bleiben scheint, wie zuletzt Irina ihrem Vater. Und sich deshalb nicht mehr zur Liebe seines Lebens zu trauen...
Alles in allem ein nettes Buch mit wirklich guten Ansätzen, aber überzeugt hat es mich letztendlich nicht.