Gute Idee für einen Roman

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geschwaetz Avatar

Von

Ada Dorian „Betrunkene Bäume“

Ullstein fünf Verlag Berlin
Erscheinungstermin: 24.02.2017
Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
272 Seiten
18,00 Euro

Der Buchumschlag aus ist aus festem, mattem Karton mit aufgedruckten und leicht glänzenden Buchstaben. Er ist optisch sehr ansprechend und liegt gut in der Hand.
Als ich das Cover sah, dachte ich spontan an die Gestaltung des Buches „Baba Dunas letzte Liebe“ von Alina Bronsky und vermutete, dass dieses Buch von Ada Dorian etwas mit Russland zu tun haben könnte.
Eine schöne Idee des Verlages ist es, ein ganzseitiges Foto der Autorin vor der Titelseite zu positionieren.

Wir lernen in diesem Roman Erich, einen alten, vereinsamten Wissenschaftler, der einst in Sibirien forschte, kennen und Katharina, eine junge Schulabbrecherin, die nach der Trennung ihrer Eltern, der Vater nahm eine Arbeit im Ausland an, ihre Mutter verlassen hat.
Uns wird beschrieben, wie dem Einen im Alter und der Anderen in der Jugend das Leben entgleitet, wie sie entwurzelt werden.
In diesem Buch sind alle Figuren allein und mit ihrem Leben unzufrieden. Dadurch hinterlässt es eine Traurigkeit, die den Leser aber nicht deprimieren muss, sondern ihn anregen kann, sein eigenes Leben zu überdenken.

Der Roman fängt mit der Einführung der Figuren vielversprechend an, wird dann aber schnell zu langatmig, zu ausschweifend in manchen Beschreibungen, so dass die anfangs aufgebaute Spannung schnell dahin ist. Ich habe mich bis zum Ende nur noch gelangweilt. Gerne hätte ich mehr über Erich erfahren und auf das viele Drumherum mit den anderen Figuren verzichtet.
Die Sprache der Autorin ist, mit wenigen Ausnahmen, zu alltäglich, zu emotionslos, zu distanziert, zu wenig variantenreich in den Formulierungen und oft glich ihre Sprache eher einem Bericht aus einer Tageszeitung, oder der eines Sachbuches.
Bei den Beschreibungen der Katharina hatte ich das Gefühl, die Autorin erzählt mir detailgenau Szenen eines Films, was bei mir das Gefühl auslöste, dass ich mich von der eigentlichen Handlung entferne.
Manche Formulierungen hat man schon all zu oft gelesen und ist derer längst überdrüssig, wie z.B. dass sie zusammenklappte wie ein Taschenmesser, oder etwas wurde abgelegt, wie ein altes Paar Schuhe. Da hätte ich mir mehr Originalität gewünscht.
Einzig die Metapher der betrunkenen Bäume gefällt mir gut.

Ich bin jemand, der Bücher gerne empfiehlt und nach der Lektüre weiterreicht, weil ich möchte, dass Bücher von Leser zu Leser wandern. Diesem Roman wird keine weite Reise vergönnt sein, was ich schade finde, weil mir Idee der Autorin gefällt.