Auftragsmord als Familienunternehmen

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takabayashi Avatar

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Der Klappentext und die Leseprobe hatten falsche Erwartungen in mir geweckt, daher empfand ich den Roman als ziemliche Enttäuschung. Ich hatte mich auf etwas ähnliches gefreut, wie die Geschichten von Keller, dem sympathischen Auftragsmörder von Lawrence Block.
Wir erfahren viel über Billys Kindheit, seine verstorbenen Junkie-Eltern, seine Ersatzfamilie und wie ihm die Tätigkeit des Familienunternehmens offenbart wurde. Er konnte sich viel Zeit nehmen für die Entscheidung, ob er einsteigen wollte oder nicht. Aber er wollte, allein schon aus Bewunderung für seinen Onkel/Stiefvater Seamus, dessen Liebe für die Philosophie auch auf ihn abgefärbt hat. Die Familie übernimmt nicht etwa jeden Auftragsmord, sondern nur Aufträge für die Ermordung von Mördern.
Die aktuelle Handlung des Romans beginnt mit der Schilderung eines Auftragsmordes den Billy in Amsterdam ausführt, danach ein abendliches Gespräch mit anderen Gästen in der Hotelbar und am nächste Tag die Abreise nach Las Vegas zu einem einwöchigen Treffen mit Whip, seinem Freund und Kollegen, teils Urlaub, teils auch Planung der kommenden Aufträge. Der Hacker Whip ist der einzige Mitarbeiter der Firma, der nicht zur Familie gehört.
Die Vegas-Woche geht auch ganz launig los, entwickelt sich dann allerdings ganz anders als erwartet. Denn von den 12 Morden, die Billy bisher erledigt hat, hat einer die falsche Person getroffen ... und das hat jetzt Konsequenzen für ihn!
In Rückblicken erfahren wir, wie Billy seine Morde abwickelt: er redet mit seinen Opfern, hört ihnen lange zu und spielt ihre Lieblingsmusik für sie. Es gibt philosophische und moralische Betrachtungen, viel trockenen Humor, Zusammentreffen mit skurrilen Charakteren, aber insgesamt empfinde ich den Roman als unrund. Einige Stellen sind sehr gelungen und amüsant, aber der Autor schafft es nicht, mich emotional zu involvieren, es ist mir relativ gleichgültig, was aus Billy wird, ich ergreife nicht seine Partei (wie ich das bei dem eingangs erwähnten Hit Man Keller getan habe). Schade, nach der Lektüre der Leseprobe hatte ich mich richtig auf das Buch gefreut, doch war die Leseprobe ähnlich wie oft Filmtrailer ein Zusammenschnitt der besten Stellen und insofern irreführend. Eigentlich eine interessante Story, deren Möglichkeiten meiner Meinung nach vom Autor verschenkt wurden.