ein Auftragsmörden auf den Pfaden der Philosophie

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miro76 Avatar

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Billy lebt bei Onkel und Tante, weil seine Eltern sehr früh an einer Überdosis verstorben sind. Sein Onkel Seamus ist ihm der Vater, den er nie hatte und seine Tante Livie ist ihm eine liebevolle Mutter. Sein Cousin ein großer Bruder, sogar Blutsbruder und seine Cousine Polly eine große Schwester, die immer schon andere Interessen hatte, wie ihre Brüder. Wie das eben so ist in Familien.
Onkel Seamus war ein Arbeiterkind, das seinen Sinn in der Philosophie gefunden hat. Seine Liebe zu Platon und zur Dialektik will er seinen Kindern weitergeben. Das ist das einzige, was er wirklich von ihnen erwartet. Ob sie ins Familienunternehmen einsteigen steht ihnen frei. Erst als Erwachsene werden sie eingeweiht. Die Familie begeht Auftragsmorde.
Die Aufträge werden sehr streng ausgesucht. Keine schnelle Rache, nur wohlüberlegte Gerechtigkeit. Und immer nur zwei pro Jahr.

„Es gibt kein Ziel, es ist keine Berufung, kein inneres Verlangen. Ich kämpfe nicht für eine gute oder gerechte Sache. Bin ich ein guter Mensch, weil ich böse Menschen töte? Wohl kaum. Sind Morde verzeihlich, wenn sie einer guten Sache dienen? Nein, natürlich nicht, warum auch sollte man einen Mord verzeihen sollen.“ (S. 160)

Solchen und ähnlichen große Fragen, die das Leben manchmal stellt widmet sich Einzelkind in seinem Roman Billy.
Billy beschäftigt sich mit dem Menschsein und der Gesellschaft, mit Individuen und Masse, mit Trauer und Verlust. Manchmal lässt er uns an seinen eigenen Erkenntnissen teilhaben, manchmal lässt er auch einen der großen Philosophen sprechen.

„Ich weiß, dass ich damit nerven kann, mit dieser permanenten Analyse und Reflexion, aber es geht nie ums Belehren oder Bekehren, er ist einfach mein Leben, mein Denken, mein Sein.“ (S. 108)

Der Roman plätschert leise vor sich hin, strotzt aber vor großen Gedanken. Ich war sofort eingenommen von dieser ruhigen Erzählkunst und ganz besonders vom Soundtrack, der dieses Buch begleitet, denn Musik spielt die ganze Zeit eine Rolle.
Und natürlich habe ich mir auch die Frage gestellt, welcher Song mein Ende begleiten sollte und das ist ganz klar Starlight von Muse.
Nur der Schluss ist mir etwas zu abrupt. Das ist einfach nur gemein!