falsche Erwartung

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courfeyrac Avatar

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Ich tue mich schwer, eine Bewertung abzugeben. Nach der Leseprobe habe ich wohl falsche Erwartungen an das Buch gestellt. Vor allem die Erwartung einer durchgehende Handlung. Tatsächlich erleben wir einige Episoden in der Gegenwart, die unterhaltsam aber meist für den Verlauf der Handlung nicht wichtig sind. Sie wirken auf mich beliebig. Mal sind es Begegnungen mit Geschäftsleuten in einer Bar, mal ein Indianer in der Wüste an einem Verkaufsstand und mal ein Elvis-Imitator in Las Vegas. Sicher verdeutlicht jede dieser Episoden Billys Charakter, aber es scheint keinen Grund zu geben, warum es nun gerade diese Personen an dem spieziellen Ort sein müssen.
Zwischen den Gegenwartsepisoden erleben wir Billys gesamtes Leben in seiner Erzählung als Reflexion. Es wird klar, dass sein Onkel, bei dem er nach dem frühen Tod seiner Eltern aufgewachsen ist, seinen Charakter stark geprägt hat. Er hat ihn seine Philosophie gelehrt, seine Werte, und hat ihm schließlich angeboten im Familienunternehmen als Auftragsmörder einzusteigen. Über die Freiwilligkeit der Berufswahl kann gestritten werden. Beschrieben wird es nicht viel anders, als wenn der Bäckerssohn den elterlichen Betrieb übernimmt.
Immerhin bekommt der Leser doch noch ein Ende, dass den Begriff Finale verdient, doch weder ist es besonders überraschend, noch besonders spannend konstruiert. Ich habe mich als Leser ebenso wie Billy nur meinem Schicksal ergeben und das Buch geschehen lassen.
Dennoch hat mir der Schreibstil mit seiner knappen Direktheit sehr gut gefallen.
Wahrscheinlich wäre ich besser mit der Erwartung einer ausführlichen Charakterstudie und einem Diskurs über die Frage, was Moral ist, an das Buch herangegangen. Dann hätte es mich sicher mehr überzeugt.