Makaber, spannend und … anders!

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nina2401 Avatar

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Schon die ersten Seiten haben mich umgehauen und das sollte auch so bleiben … bis zu einem Ende, über das ich nichts verraten mag, aber das so dermaßen krass ist, dass ich zunächst zu gar keiner Reaktion fähig war.

Schon die Beschreibung klang für mich absolut vielversprechend. Ein moderner Robin Hood? Ein schottischer Dexter? Nicht wirklich, denn Billy ist anders. Das Autorenteam Einzlkind lässt ihn erzählen ... ausschweifend … ausführlich. Wenn Billy einmal angefangen hat zu philosophieren, findet er so schnell keine Ende und wenn doch, dann ist es ziemlich abrupt und sprachlos machend.

Ich liebe diesen absolut schrägen Humor, Billy sinniert seitenlang über das Leben und die Menschen, analysiert und ich bin fasziniert, auch wenn ich nicht alles verstehe. Und dann endet dieser Abschnitt mit (S. 109):
„Menschen. Leben.
Und dann gibt es natürlich noch die, die sterben.
Durch mich“.

Dieser Stil macht das Buch aus, begegnet mir immer wieder. Man muss ihn mögen, um das Buch mögen. Ich liebe ihn. So direkt, so krass, so intensiv. Ich liebe den Schreibstil, den Sarkasmus, den schrägen Humor.

Manchmal minimalistisch intensiv, dann wieder weit ausholend und sehr ausführlich, diese Mischung ist einfach genial. Billy erzählt in der Ich-Form und wechselt dabei zwischen den aktuellen Ereignissen und seiner Vergangenheit. Beginnt mit Rückblicken in seine Kindheit, zu seinen verkorksten Eltern bis hin zu seinem Einstieg in die „Firma“. Mir haben die Rückblicke fast noch besser gefallen als die Gegenwart, aber beide Stränge sind geschwängert von Sarkasmus und schrägem Humor. Mir kam es teilweise vor wie eine explosive Mischung zwischen Tarantino-Dialogen und Dexter, der nur die Bösen tötet.

Manche Bücher brauchen Cliffhanger, Billy hat seine ganz eigene Art, Kapitel und Absätze zu beenden. S. 48: „Sie (Billys Tante Livy) war das Zentrum, der Pol, die heilige Macht und das Herz der Familie. Ihr Musikgeschmack war die Hölle.“ Bämm!

Neben der Philosophie gehört sein Herz der Musik, vieles kenne ich, manches habe ich gegoogelt und ein paar Leckerbissen entdeckt. Und dieser Satz, ja dieser Satz weckte in mir Erinnerungen und spricht mir aus der Seele: „Es war die Zeit, in der es noch Sinn machte, Musik auch physisch zu besitzen. Musik, die nicht nur klingt, sondern auch riecht, kratzt und knistert.“ (S.64)

Ich habe fast das Gefühl, dass Billy nur zu mir spricht, so vieles kann ich verstehen und oft bringt er mich zum Grinsen. Er ist ziemlich schonungslos, auch mit sich selbst: „Ich mag keine Mörder. Ich weiß, dass ich selbst einer bin. Tja.“ S. 163

Der angekündigte Showdown ist nicht so wie erwartet, auch das ist anders. Denn das Ende hält eine Überraschung bereit, die plötzlich das komplette Buch anders da stehen lässt!

Fazit: Ich mag auch keine Mörder, aber ich mag Billy. Denn ich mag ungewöhnliche Bücher und Billy ist in jeder Hinsicht ungewöhnlich!