Persiflage mit philosophischen Anteilen

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wandablue Avatar

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Wer ist einzlkind? Ein seelenloses Pseudonym. Der Autor bleibt im Verborgenen. Keine einzige Information geben Verlag und Schriftsteller preis und das, mit Verlaub, ist zu wenig. Der Autor, mit der Kippe in der Hand, verdeckt auf dem eingefügten Foto sein Gesicht. Diese Anonymität ist unsympathisch!

Der Roman „Billy“ ist kein Krimi, doch nimmt er das Krimigenre aufs Korn, indem er sich als solcher tarnt! Ein Auftragsmörder philosophiert im allgemeinen über Gott und die Welt,

• „Ich dachte, ich werde immer nur und dass es doch reichen müsste, das Werden, dass irgend etwas schon dabei heraus käme“,

• „Er war überrascht, wie einfach die Sprache und wie kompliziert sein Inhalt war.“ (Gemeint ist Platon)

• „Wenn Künstler nicht mehr anmaßend sind, wenn sie nicht mehr die Welt verändern wollen, warum sind sie dann Künstler, warum verkaufen sie nicht Brötchen?“

im besonderen über Nietzsche.

Er reist nach Las Vegas, wo er sich mit einem anderen Vertreter „der Firma“ und auf sein Schicksal trifft.

Das hätte nervenaufreibend spannend werden können, verliert sich aber in zu vielen Einzelheiten, Nebensträßchen, - durchaus interessanten und zugespitzt erzählten - und ist zu sehr aufs Ende hin fixiert. Zwar wird die Geschichte von Billy im Rückblick schon auch mit erzählt, aber da „die Arbeit“ des Killers nicht die wesentliche Rolle spielt, wird der Leser in seinen Erwartungen mehr oder weniger hingehalten und bekommt am Ende – nichts!

Das ist schade, zumal der Stil mit seiner Nüchernheit, einem starken Ausdruck („die Sonne war noch wach“; „das Ambiente war ähnlich kompromisslos“) und jeder Menge Ironie mir ziemlich zusagte.

Ja, aber? Ist es als Persiflage eines Kriminalromans nicht total gut gemacht?
Doch.

Fazit: Es kommt drauf an, wie man diesen Roman einordnen will. Mir hats gut gefallen, weil ich ihn als intelligente Verarsche empfunden habe, für zu viele Seitensträßchen gibt es einen Punkt Abzug.

Kategorie: Gute Unterhaltung
Verlag: Insel, 2015