Sympathisches und chaotisches Lesevergüngen

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gapsi Avatar

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Ich hatte mich sehr gefreut, als ich gelesen habe, dass es ein neues Buch des Autorinnenduos Anne Hertz gibt. Hatte ich doch alle „alten“ Bücher der Autorinnen gelesen – umso gespannter war ich, was Ihnen jetzt eingefallen ist und ob mir der Stil und die Geschichten immer noch so gut gefallen wie früher (das letzte Buch erschien 2014). Ich wurde absolut nicht enttäuscht – „Bis ans Ende aller Fragen“ ist ein locker leichtes Buch mit einem Schreibstil der einen direkt mitzieht und Figuren, bei denen es einfach Spaß macht die Ge-schichte mit ihnen gemeinsam zu erleben.

Der Titel „Bis ans Ende aller Fragen“ klingt aus meiner Sicht philosophischer und komplizierter als die Ge-schichte eigentlich ist. Im Mittelpunkt des Buchs steht Maxi, eine Mittvierzigerin, mit einem eigenen Café, die aber leider nicht ganz so glücklich mit ihrem Leben ist. Bewusst wird ihr das, als sie ihr Tagebuch aus Teenagerzeiten findet, in dem sie ihre Vorstellungen ihres Lebens als Erwachsene niedergeschrieben hat. Keine Frage, dass diese eine rosarote Welt als glückliche Ehefrau und Mutter mit Haus und Hund, die Heirat des Schul-Schwarms und eine Karriere als erfolgreiche Ärztin enthalten. Nur hat Maxis tatsächlich nichts mit ihren Teenager-Vorstellungen zu tun – ihr Lebenspartner, mit dem sie sich eigene Kinder hätte vorstellen können hat sie wegen einer Jüngeren verlassen, aufgrund ihres Alters sieht sie selbst keine Chance mehr auf eigene Kinder und das Medizinstudium hat sie mangels passendem Notenschnitt nicht nachverfolgt. Ihre verrückte Nichte Summer hat aber die passende Idee wie Maxi einen Mann kennenlernen kann – und „schmuggelt“ Maxi und sich in eine Trauergruppe ein. Keine Frage, dass dies eher zusätzliche Probleme statt eine Verbesserung von Maxis Situation mit sich bringt – aber es bringt Maxi auch zum Nachdenken, sodass sie letztlich die Fragen ihres Lebens aufzuräumen beginnt – vermutlich daher also der Titel des Buchs.

Wie gesagt, der Titel des Buches klang für mich zunächst etwas „abschreckend“ zu steif für ein Buch, das ihr mir als leichte Sommerlektüre vorgestellt hatte. Tatsächlich sollte man sich davon aber nicht beirren lassen – das Buch hat mir beim Lesen sehr viel Spaß bereitet – insbesondere die eingestreuten Tagebucheinträge vor jedem Kapitel fand ich lustig zu lesen – die rosarote Teenagerwelt war einfach schön. Der Schreibstil selbst ist locker und leicht – man kann dem Buch gut folgen und es ist perfekt für die sonnigen Spätsommertage im Garten oder auf dem Balkon. Was mich allerdings etwas gestört hat war die Idee mit der Trauer-gruppe. Auch wenn es sich um eine fiktive Geschichte handelt und im Buch auch offensichtlich gemacht wird, dass Maxi sich sehr für ihre Verhalten schämt (das auch an mehr als einer Stelle, so oft, dass ich es schon teilweise nervig fand) finde ich die Idee eher etwas schwierig.

Hoch anzurechnen ist es Summer ja, dass sie etwas Schwung in das Leben ihrer Tante bringen will. Diese Verbindung zwischen Nichte und Tante fand ich übrigens wirklich sehr schön dargestellt und Summer war für mich einer meiner Lieblingscharaktere – einfach weil sie so wunderschön chaotisch und geraderaus ist. Sie macht sich nichts daraus, was andere denken und sagt was ihr nicht passt. Manchmal braucht man einfach so jemanden, der das Leben in die Hand nimmt. Insbesondere, weil ich Maxi an der ein oder anderen Stelle doch etwas weinerlich fand. Umso mehr habe ich mich über die Wendung in ihrem Leben gefreut und diesen Anstoß, an ihrem Leben etwas zu ändern. Einfach passend ist hier die Aussage der Pensionsleiterin auf Usedom – sinngemäß (weil ich es gerade nicht abschreiben kann): „Es ist nie zu spät der zu sein, der man sein möchte“. – Genauso ist es, man muss sein Leben selber in die Hände nehmen denn nur man selbst kann etwas ändern.

Zusammenfassend für mich ein wirklich schönes Buch, das an der ein oder anderen Stelle auch zum Nachdenken anregt und ein paar Lebensweisheiten parat hat.