Ich schwanke, aber Junk hat auf jede Fall Talent. c:

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janinasmind Avatar

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Ich konnte Catharina Junks neuen Roman vorablesen (*zwinker zwinker*) – und war super froh darüber. Ich lese (viel) zu wenig deutschsprachige Literatur, die auch wirklich von deutschsprachigen Autoren geschrieben ist und nicht nur übersetzt wurde. Ich hatte schon von ihr gehört; vor allem durch ihr Debüt Auf Null, das gelobt und geschätzt wurde bei den Bloggern, die es gelesen haben. Mein persönliches Erst-Treffen fand jedoch mit diesem zweiten Buch (#Rezensionsexemplar) statt, da ich Auf Null noch nicht gelesen habe.

Der Aspekt, der mich am meisten angesprochen hat, war die Tatsache, dass die Hauptfigur Drehbuchautorin ist und ich schon immer mal einen Blick hinter die Kulissen werfen wollte. Wenn dann auch noch eine dysfunktionale Beziehung zwischen den einzelnen Familienmitgliedern mehr als nur angedeutet wird, bin ich interessiert. Natürlich kommt auch noch Romantik und Freundschaft hinzu – und die Vergangenheit, die wieder auftaucht und der Gegenwart in den Hintern tritt. Dazu noch eine Prise Drama und ein paar Geheimnisse – und schon hast du es.

Das Cover ist nicht mein liebstes, aber ich kann auch nichts wirklich daran aussetzen. Alles okay damit, finde ich. Der Schreibstil ist schön. Das hört sich jetzt sehr einfach an, aber das ist das Fazit, zu dem ich gekommen bin. Man liest und liest, alles geht locker und flockig, immer und immer weiter und plötzlich hast du schon 100 Seiten hinter dir. Die Sprache und Wortwahl ist sehr angenehm, dem heutigen Zeitgeist angepasst, Schreibweise ähnelt der, die ich gewohnt bin und mit der ich schon immer liebäugele. Sehr schlicht, aber mit viel Humor und Persönlichkeit.

Die Geschichte hat viele verschiedene Schichten – manche davon etwas emotionaler, als ich erwartet habe – und bringt sehr viel Schönes zum Vorschein. Der Roman wird im gewissen Maße in zwei verschiedenen Handlungssträngen erzählt: wie das halt meistens der Fall ist, spielt die „Hauptgeschichte“ in der Gegenwart und die „Nebengeschichte“ zeigt auf, warum die jetzige Situation denn so scheiß unangenehm ist, wie sie ist –> aka Trauma in der Kindheit/Jugend. Die Gegenwart hat mir mehr gefallen, aber ich habe mich auch nicht „durch die Vergangenheit durchgequält“ wie es bei manch anderen Büchern schon einmal der Fall war.

Ich muss sagen, dass einige Sachen nicht so gelaufen sind, wie ich das gerne hätte – aber darauf werde ich nicht genauer eingehen, denn SPOILERS. Aber sagen wir mal so: zwischenzeitlich habe ich mich gefühlt, als würde das Thema Trigger Warning Selbstverletzung nicht ordentlich thematisiert werden und da musste ich manchmal bei den Beschreibungen mein Gesicht verziehen. Außerdem die Romanze. Nicht mein Fall – fand ich sogar in Momenten störend, weil sie den Fokus von der Familie und Heilung und Vergebung auf weniger wichtige Dinge verschoben hat.

Was mir im Gegensatz sehr zugesagt hat, war die GESCHWISTERTHEMATIK. I’m a sucker for sisterhood stories. Wahrscheinlich weil ich selber eine Schwester habe und eine Schwester bin. SCHOCKER. Und ich finde mich in bestimmten Gedankengängen wieder. Dazu muss man sagen, dass Katja, die Hauptfigur, die große Schwester ist und ich die kleine Schwester bin, deswegen ich das schon enorm interessant gewesen sozusagen aus der Perspektive „meiner“ Schwester zu lesen.

Insgesamt schwanke ich ein bisschen. Catharina Junk hat eindeutig Talent im Schreiben, aber die Geschichte hat in einigen Bereichen bei mir angeeckt und ist in Richtungen gegangen, die meinen Genuss vermindert haben. Ich bin mir sehr sicher, dass ich bestimmt ein weiteres Buch von ihr lieben kann. Vielleicht das nächste, vielleicht das schon veröffentlichte Auf Null. Dieses war es nicht ganz, aber die Charaktere sind alle sehr aus der Realität gegriffen, wirken wie echte Menschen, und der Schreibstil hat seine schillernden Momente. Ich werde Junk auf jeden Fall im Auge behalten und bin gespannt, was sie als Nächstes herausbringt.

Thank you, vorablesen, dass ich ein Exemplar lesen konnte! ♥