Clash der Kulturen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
janasbuecherliebe Avatar

Von

Amaya ist Schauspielerin, in Hamburg geboren und eines von drei Kindern ihrer marokkanischen Eltern. Diese haben schon genaue Pläne für ihre Tochter und die lauten: so schnell wie möglich einen muslimischen Mann heiraten und dann ein schönes Leben haben. Bloß, dass Amaya das nicht so sieht und sich mit dem daten gerne noch Zeit lassen würde. Das ist gar nicht so einfach, wenn die Eltern so hartnäckig ein Ziel verfolgen, das nicht eigene ist. Schließlich verliebt Amaya sich sogar. Aber akzeptieren die Eltern auch einen Mann, der nicht ihrem Idealbild entspricht?

Das Buch erzählt die Geschichte einer jungen Frau zwischen Selbstbestimmung und Vorstellungen ihrer Eltern. Durch den Alltag und Rückblenden in die Vergangenheit erfährt man, wie Amaya zu dem Mensch wurde, der sie heute ist und welche Rolle die Eltern dabei spielen, nämlich eine sehr große.
Amaya möchte es vor allem ihren Eltern Recht machen, aber man merkt im Verlauf des Buches immer mehr, wie gewisse Vorstellungen und Bräuche ihr Leben einschränken und zweifelt diese an. Nichtsdestotrotz kommt sie nicht von ihrer Religion und den damit verbundenen Vorstellungen los. Mit der Zeit schafft sie es immer mehr, ihren Glauben individuell auszuleben, auch wenn sie die Zweifel nie ganz loslassen.
Teilweise war ich fast genervt von Amaya, weil sie ein sehr liebevolles Umfeld hat, es aber trotzdem nicht schafft, für sich einzustehen. Sie ist sehr geprägt von der Vergangenheit und dem Handeln ihrer Eltern. Dennoch hätte ich mir für sie noch eine stärkere Charakterentwicklung gewünscht. Dass das nicht der Fall war, hat gezeigt, wie schwer es für sie ist, sich von den elterlichen Idealen zu lösen. Dadurch und auch allgemein konnte ich einiges über die marokkanische Kultur lernen.

Eine für mich wichtige Botschaft des Buches ist es, Glauben individuell zu leben und sein Leben so zu gestalten, wie man es für richtig hält. Dabei kann man mit Vorstellungen anderen Menschen zusammenstoßen - Kommunikation und Ehrlichkeit sind hier der beste Weg, aber letztlich sollte man nie vergessen, dass vor allem eine Person am Ende des Tages glücklich sein sollte - und zwar man selbst.

Zwischendurch ist auch Immer wieder Alltagsrassismus aufgetaucht, der meist zwar nach dem auftreten nicht mehr behandelt wurde, aber dennoch geschickt eingebaut und vor allem realistisch dargestellt war - in kleinen Nebensätzen oder durch pauschalisierende Aussagen, die bei manchen Menschen heutzutage leider immer noch im Kopf verankert sind.
Neben einigen ernsten Themen kommt hier aber auch der Spaß nicht zu kurz: der Clash zwischen den Kulturen war sehr amüsant. Daniels Eltern und ihre Bekannten und deren Redensarten, die so ganz anders waren als alles, was Amaya bisher erlebt hat. Hierbei wurde stark mit Klischees gearbeitet: natürlich sind nicht alle Schwaben so und auch nicht alle Marokkaner. Die überspitzte Darstellung hat auf jeden Fall gut dazu beigetragen, die Gegensätze aufzuzeigen und man sollte sie mit einem Augenzwinkern hinnehmen.
Das Ende, als Amayas Eltern Daniel kennenlernen, war gut gelöst - dennoch blieben mir einige Zweifel, ob die Eltern ihn wirklich akzeptiert hätten, wenn der bestimmte Vorfall nicht gewesen wäre.
Ein sehr gelungenes Buch mit ernsten sowie lustigen Passagen über eine Marokkanerin, die ihren Weg zu leben und zu lieben sucht.