Culture-Clash-Romance zwischen Islam und Spätzle

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doomkitty Avatar

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Abla Alaoui lässt uns in 'Bissle Spätzle, Habibi?' am Leben der marokkanischen Amaya teilhaben, deren Eltern eine teilweise sehr traditionelle Einstellung zum Islam und der Ausübung ihrer Religion haben. Die ganze Familie macht sich Gedanken darüber, dass Amaya mit Mitte 30 noch keine eigene Familie gegründet hat und sucht nach dem passenden Deckel für ihren Topf, auch mit der muslimischen Dating-App Minder. Aber wie soll man eben jener Familie erklären, dass der schwäbische beste Freund des Dates das Herz viel höher schlagen lässt?

Aus Sicht der Protagonistin Amaya nimmt uns die Autorin mit auf ihrer Suche nach dem passenden Partner. Aber der muss nicht nur für sie passen, sondern vor allem auch für ihre muslimische Familie. Mit einem lockeren und humorvollen Schreibstil werden dem Leser die Schwierigkeiten nähergebracht, die ein Spagat zwischen europäischer und muslimischer Kultur, modernen und traditionelleren Wertevorstellung mit sich bringen.

Vor allem die immer wieder eingeschobenen Kapitel mit Szenen aus Amayas Kindheit und Jugend zeigen Erfahrungen mit Freundinnen und Jungs und geben Einblicke, wie gleich vieles ist, welche Problematiken aber zusätzlich auftreten können, wenn zwei unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen.
Amaya ist eine Muslima mit sehr moderner Einstellung zu ihrem Glauben, während ihre Eltern und teilweise auch ihre Geschwister in manchen Dingen (sehr) traditionell eingestellt sind. Es werden so verschiedene Seiten dieser Kultur dargestellt, aber auch Unterschiede in der deutschen Kultur (z.B. zu den Schwaben) werden thematisiert und vor allem den Umgangsformen zwischen Deutschen gegenüber Ausländern. Auch eine kleine LGBT-Thematik wird in einer Nebenhandlung mit eingeflochten.
Mir hat die in die Geschichte verwobene Darstellung der marokkanischen Kultur und Gepflogenheiten, wie das Benutzen marokkanischer Worte (Kosenamen, Ausrufe etc.) gut gefallen.

Die Haupt- und Nebenfiguren konnten mich größtenteils überzeugen, waren doch auch viele verschiedene, auf ihre individuelle Weisen sympathische Charaktere dargestellt. Die teils leicht überzogenen, manchmal nicht ganz nachvollziehbaren oder etwas unrealistischen Handlungsweisen, passten für mich in die Art der lustig-lockeren Erzählweise, die die ganze Geschichte durchzieht. So auch die Liebesgeschichte zwischen Amaya und dem Schwaben Daniel, die mit einigen übergroßen Fettnäpfchen daherkommt, aber für mich trotzdem zuckersüß ist.

Die ganze vielmals humoristische Art der Handlung erinnerte mich an Culture-Clash-Komödien in Richtung 'Kick it like Beckham' oder 'Monsieur Claude und seine Töchter'. Es hat einfach Spaß gemacht das Buch zu lesen.