Marokko meets Hamburg meets Schwaben

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miltonia 01 Avatar

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Amaya ist die Tochter einer marokkanischen Einwandererfamilie und lebt eigentlich ganz glücklich als Single in Hamburg. Sie ist Anfang 30 und arbeitet als Darstellerin in einer Daily Soap, aber das alles missfällt ihren Eltern sehr. Amaya muss wie ihre beiden Geschwister möglichst zeitnah unter die Haube gebracht werden und dafür kommt nur ein Muslim in Frage.

Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf: Mutter und Schwester organisieren Amaya einen passenden muslimischen Date-Partner, aber leider trifft nicht dieser in Amayas Herz, sondern sein biodeutscher atheistischer Freund Daniel, der sich auch von Amaya begeistert zeigt. Aber wie bringt sie nun diesen unmöglichen Partner ihren Eltern nahe?

Ich war doch sehr erstaunt, wie traditionell und konservativ offenbar auch schon lange in Deutschland lebende Einwandererfamilien noch sind. Und wie sehr sich auch hier geborene Kinder von den alten Leitbildern gängeln und einschränken lassen, ob es nun Partner- und Berufswahl ist oder so alltägliche Sachen wie Ernährung. In Rückblenden werden Szenen und Ereignisse aus Amayas Vergangenheit beschrieben, wo sie mir sehr leid tut. Die Kinder bzw. jungen Erwachsenen stehen in einem sehr schwierigen Zwiespalt zwischen ihrem „normalen“ Leben und dem, was sie ihren Eltern mehr oder weniger vorgaukeln. Wenn auch durchaus mit schlechtem Gewissen.

Aber auch Daniel muss hier einiges einstecken, was mir nicht besonders glaubhaft erscheint. Er stellt Amaya seinen Eltern vor und lebt mit ihr in einer Wohnung, aber Sex gibt es nicht, das kann ich mir über einen längeren Zeitraum nicht vorstellen. Amaya verstrickt sich immer mehr in ihren Lügen gegenüber Eltern und Daniel und natürlich fliegt irgendwann alles auf.

Das Ganze liest sich durchaus flüssig und unterhaltsam, manches kommt mir doch etwas übertrieben vor, aber insgesamt gibt mir das Buch doch ganz spannende und interessante Einblicke in das Leben von Mitmenschen mit anderem kulturellen Hintergrund. Dafür von mir 4 Sterne.