nicht Fisch, nicht Fleisch

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poutschie Avatar

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Die ersten Seiten des Buches hatten die Erwartung an eine romantische Komödie geweckt, die die kulturellen Differenzen sowie Höhen und Tiefen einer deutsch-schwäbischen/marokkanischen Beziehung erzählt und dabei - manchmal in Klischeehaftes abrutschend - überaus witzig geschrieben ist. Die Familienszenen am Anfang des Buches haben mich mehr als einmal zum lauten Lachen gebracht. Insofern habe ich keine hohe Literatur erwartet, aber was fürs Herz mit viel Humor.

Gestaltet hat sich der Roman dann jedoch ganz anders: Neben der eher oberflächlichen und teilweise überspitzten, aber lustigen Ebene, in denen der Alltag der Protagonistin als Soap-Darstellerin Anfang dreißig und ihrer Suche nach der großen Liebe beschrieben wird, mischen sich Ebenen, die die Kindheit und Jugend der Protagonistin beleuchten und ihre Zerrissenheit zwischen Tradition und Akzeptanz der Eltern sowie einem moderneren „westlichen“ Leben.
Diese Ebenen waren unerwartet ernst und traurig, drückten aber die Zerrissenheit der Protagonistin gut aus. Leider wirkten diese Einschübe für mich an manchen Stellen nicht stimmig und haben den oftmals witzigen Ansatz der sonstigen Geschichte durch ihre Ernsthaftigkeit erdrückt. Gelungen fand ich jedoch dass die Autorin die Thematik der Einschübe - das „Zerrissen-sein“ - auch bei einer anderen Figur in der Geschichte entwickelt. So wurde das Thema nicht nur auf den Migrationshintergrund der Protagonistin reduziert, sondern als generelles „gesellschaftliches“ Problem zwischen Eltern/Kindern bzw. Tradition/Moderne und Seinen-eigenen-Weg-gehen vs. Den-elterlichen-Vorstellungen-verpflichtet-sein beschrieben.

Das Buch erhält leider nur drei von fünf Sternen von mir, da sich neben der Unstimmigkeit zwischen „witzig-romantische Komödie“ und „Wie gehe ich meinen eigenen Weg, der sich von den Traditionen meiner Eltern unterscheidet?“ leider auch diverse Logikfehler in die Erzählung eingeschleust haben und an mancher Stelle, die Autorin den Plot hätte vertiefen können.