Bittere Sünde

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strickli Avatar

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Weit ist der Weg und steinig vom ersten Mordopfer, das der Leser in einer Gartenlaube entdeckt, bis hin zur schlussendlichen Aufklärung. Einiges bleibt in meinen Augen ungeklärt - z.B. warum sollte der wirkliche Mörder den ermittelnden Kommissar samt dessen Familie in der Wohnung verbrennen wollen, der Kommissar war dem Mörder zu diesem Zeitpunkt doch noch nicht mal annähernd auf der Spur? Warum holt der Mörder seine demente Mutter aus dem Pflegeheim, um sie umzubringen? Und die größte Frage - ohne die Auflösung verraten zu wollen - warum zum Geier kommt der tatsächliche Mörder auf die Idee, auf diese Art zu morden, wem hilft das? Einem der Opfer sicherlich nicht. Hier wird ein Rachefeldzug geführt, der ganz offensichtlich einigen anderen der Beteiligten in der Geschichte weit logischer zu Gesicht gestanden hätte als dem tatsächlichen Mörder. Das ist einfach zu weit hergeholt.
Zum Inhalt der Geschichte möchte ich nicht mehr viel schreiben, das haben andere schon genug wiedergegeben.
Die Sprache der Autorin ist zielgerichtet und nüchtern, blumige Ausschweifungen wird der Leser hier nicht finden, aber dadurch liest sich die ganze Geschichte zum Teil schon fast klinisch. Die vielschichtigen Beziehungen zwischen den Handelnden umfassen 394 Seiten, und hat man die durch, fühlt man sich, als hätte man einen Berg erklommen - leider nur ohne die sonst folgende Belohnung durch eine schöne Aussicht.
Sehr auffällig als Stilelement sind die vielen, vielen kurzen Kapitel, z.T. beginnt schon ein neues Kapitel, ohne dass sich am Ort, an der Person oder an der Zeit etwas geändert hätte. Dies scheint mir ein Versuch des künstlichen Spannungsaufbaus zu sein, der in dieser exzessiven Weise aber ehrlich gesagt eher nervt. Der Leser braucht nicht auf 10 Seiten 7 - 8 Kapitel!

Meine Empfehlung für eine eventuelle weitere Geschichte dieser Autorin: nicht ganz so brutale und abgebrühte Morde, ein nicht ganz so verzwicktes Beziehungsgeflecht, ein wenig mehr Leben und eine etwas logischere Aufklärung - dann klappts auch mit einer Fangemeinde!