Kommissar Zufall nicht Kalo

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fredhel Avatar

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Kommissar Magnus Kalo ist glücklich verheiratet mit Linn, Vater von lebhaften Zwillingen, und seines Berufes mehr als überdrüssig. Auch seine Frau sähe es am liebsten, wenn er kündigen würde.
Als ein debiler Alkoholiker aufs Grausamste in einer Gartenlaube ermordet wird, entwickelt sich die Ermittlung zu einem Alptraum sowohl für die Polizei als auch konkret für seine Familie. Die Spur führt zunächst nach Argentinien, wo der Vater des Ermordeten vor Jahrzehnten brutal ein junges Mädchen vergewaltigte, um erneut in Schweden zu enden. Auf Kalos Familie werden Mordanschläge verübt und ein weiterer Polizist kommt zu Tode. Der Täter geht gnadenlos gegen jeden vor, der sich ihm in den Weg stellt.
Eigentlich alles Zutaten, die einen grandiosen skandinavischen Krimi ausmachen könnten, doch "Bittere Sünde" scheint mir etwas zu sehr mit der heißen Nadel gestrickt zu sein. Hier gibt die schwedische Polizei ein kümmerliches Bild von erfolglosen Einzelkämpfern ab. Teamwork und Absprache ist ihr ein Fremdwort. Mir persönlich fehlt auch ein sympathischer Protagonist, Kalo ist davon weit entfernt. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt ausschließlich seiner Familie, der Job dient nur zum Broterwerb. Erst nach dem Brandanschlag auf seine Wohnung erwacht in ihm der Jagdtrieb. Seine Frau Linn verlangt und erhält von ihm Einblick in die laufende Ermittlung, in die sie sich unerlaubt und dilettantisch einmischt. Was ist das für ein Kommissar, der sich von seiner Frau abends in die Einöde zu einer Zeugenbefragung schicken lässt? Mehr will ich nicht aufzählen, denn die Spannung könnte für einen unvoreingenommenen Leser sonst genommen werden.
In meinen Augen gibt es zu viele Ungereimtheiten in dem Plot, als dass man von einem guten Thriller sprechen könnte. Sehr störend empfand ich die viel zu kurzen Kapitel, manche kürzer als eine Seite, also viel zu kurz um eine Spannung aufzubauen und in einem Cliffhanger zu münden. Das ganze Buch erscheint mir künstlich aufgebläht, betrachtet man das viele unbeschriebene Papier und die leeren Seiten. Da hätte ich lieber ein größeres, angenehmeres Druckbild gehabt. Aber nun, das ist wohl nicht allgemeingültig.
"Bittere Sünde" ist Kommissar Kalos erster Fall, für mich auch sein letzter.