Gar nicht bittersüßes Lesevergnügen

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sago Avatar

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Diesen Roman habe ich mit größten Vergnügen gelesen. Ich würde ihn unter der Sparte, die ich für mich „Familiengeheimnisroman“ getauft habe, einordnen. So etwas lese ich immer wieder gern, und die Autorin vermag es auch, hier wirklich eine lesenswerte Originalität zu entwickelt. Dies hebt den Roman deutlich von denen ab, die derzeit nach dem immer gleichen Strickmuster vorgehen: Frau findet geheimnisvolle Briefe oder Ähnliches und begibt sich auf die Suche nach den Geheimnissen ihrer Vorfahren oder wahlweise der früheren Bewohner ihres neuen Hauses etc. Nein, in „Bittersweet“ läuft es wohltuend anders. Die Ich-Erzählerin Mabel, unscheinbar und aus bescheidenen Verhältnissen stammend, verbirgt nämlich selbst ein finsteres Geheimnis, das sich erst im Laufe des Romans in immer weiteren Andeutungen enthüllt. Ausgerechnet sie gerät im College an eine schöne verwöhnte Mitbewohnerin aus sehr reichem Hause namens Ev Winslow, deren Familie vor Geheimnissen geradezu zu strotzen scheint. Fast gezwungenermaßen geraten die beiden jungen Frauen in eine immer tiefere Beziehung zueinander, fast eine Art Hassliebe. Bald verbringt Mabel den Sommer auf dem Familienanwesen der Winslows und verliebt sich zudem in Evs Bruder Galway. Immer weiter wird sie hineingezogen in diese Welt der Superreichen und nur scheinbar Sorglosen. Nicht nur die Quelle dieses Reichtums gibt immer mehr Rätsel auf, nein, die Winslows verbergen noch viel tiefere Geheimnisse in ihrer Vergangenheit. Um sie zu schützen, gehen manche tatsächlich über Leichen. Doch in der harmlos wirkenden Mabel haben sie bald eine würdige Gegnerin gefunden, mit der sie niemals gerechnet hätten… Das Buch ist ein echter, atmosphärisch dichter Pageturner mit originellen plastischen Charakteren und zum Teil unvorhersehbaren Wendungen. Der Titel „Bittersweet“ bezieht sich auf eines der Häuser auf dem Winslow-Anwesen, passt aber (sicherlich beabsichtigt) auch zur Beziehung von Ev und Mabel. Die Lektüre lässt alles Bittere vermissen, ich kann den Roman wirklich uneingeschränkt weiterempfehlen.