Eher geschichtliche Abhandlung als Thriller

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
nicky_g Avatar

Von

Joseph Petrosino ist Leiter einer Spezialeinheit der New Yorker Polizei zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Seine italienischen Wurzeln und sein umfangreiches Netz an Informanten helfen ihm dabei, der Mafia Steine in den Weg zu legen, die unter dem Namen „Black Hand“ die Straßen im Viertel dominiert. Mit Entführungen und Sprengsätzen wird den hart arbeitenden Menschen das Leben zusätzlich schwer gemacht. Petrosino versucht mit seiner Truppe des „Italian Squad“ gegen die Verbrecher anzukämpfen, steht aber ziemlich allein da, was vor allem den Vorurteilen gegenüber italienischen Einwanderer geschuldet ist.

Es handelt sich hierbei keineswegs um einen fiktiven Kriminalroman, sondern um ein fundiert recherchiertes Sachbuch. Wer nun einen trockenen oder langweiligen Text vermutet, liegt falsch, denn dieser wird durch die Kommentare von Zeitzeugen, die in der direkten Rede formuliert werden, aufgelockert. Allerdings kann man die Schreibweise auch nicht mit einem flüssig zu lesenden Roman vergleichen, denn dafür erzählt der Autor doch zu steif und distanziert, versucht aber, die Gerüchte von den Fakten zu trennen.

Zuweilen wirkt die Aneinanderreihung von Fakten, obwohl sie sehr interessant ist, ermüdend. Es fehlen „füllende“ Szenen aus dem Alltag, die der Geschichte mehr Farbe und Struktur geben würden. Ein seltenes Beispiel dafür ist die Beschreibung der Straßenszene, in der Petrosino sich bewegt (S. 108).

Die Aktualität mancher Aussagen macht erschreckend deutlich, wie oft sich Geschichte wiederholt (beispielsweise auf S. 61: „Besonders solche Zeitungen, deren Besitzer und Verleger selbst Einwanderer waren“, hieß es, „sollten davon absehen, dem dummen Rassenvorurteil der Massen durch falsche und ebenso dumme Vorwürfe der Rassenkriminalität das Wort zu reden.“).

Es treten sehr viele Personen mit ihren Biographien auf, die kurz, geradezu schlaglichtartig angerissen werden, so dass man nur einen minimalen Einblick erhält. Es ist verständlich, dass ansonsten der Rahmen des Romans gesprengt worden wäre.

Durch diese anekdotenhaft anmutete Erzählweise kommt allerdings auch kein Pageturner-Charakter auf, obwohl Petrosinos Leben durchaus Potential gehabt hätte, wie man auch an der geplanten Verfilmung erkennen kann.