Beeindruckend, aber leichtfüßig

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singstar72 Avatar

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Ich habe gerade erst die interaktive, digitale Kunstausstellung "Monets Garten" besucht, also interessierte mich dieses Buch sehr. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt, wie gut die Autorin recherchiert hat, und wie lebendig sie die Geschichte werden lässt. Und das alles auch noch in einer überaus gut lesbaren Form!

Für mich steht im Moment nicht die sich anbahnende Liebesgeschichte im Vordergrund - oder eher am Rande. Was Blanche hier zu lieben beginnt, ist die Malerei! Und genau das ist das erzählerische Mittel für die Autorin, um dem Leser vieles rund um Monet und seinen neuartigen Stil näherzubringen.
(In der Tat hat mich das Buch in dieser Hinsicht ein wenig an das "Mädchen mit dem Perlenohrring" von Tracy Chevalier erinnert.)

Es ist alles absolut korrekt dargestellt. Der Hintergrund zu dem Gemälde mit Camille im grünen Kleid, die wichtige Rolle des "Salon" in Paris. Wie Monet zu malen begann - mit Karikaturen seiner Lehrer. Wie er danach entdeckt und gefördert wurde. Seine Vorliebe für das Malen im Freien. Sein künstlerischer Ansatz über das Licht und die Farben (sehr geschickt übrigens von der Autorin, wie sie Blanche hier eine kleine, aber wichtige Rolle spielen lässt.)

Ebenso geschickt wird die drohende finanzielle Katastrophe von der Autorin angebahnt. Blanches Vater kehrt von einer seiner Reisen heim, und ist überraschend wortkarg... oh weh. Das lässt nichts Gutes ahnen! Was muss es für eine Demütigung für die Hoschedés gewesen sein, zu den Monets zu ziehen - wo die Rollen doch vorher umgekehrt verteilt waren! Hier allerdings deutet die Autorin eine kleine, verwegene Interpretation an - es wird sehr subtil angedeutet, Monet habe eine Affäre mit Blanches Mutter gehabt. Ich vermute, das wird der Familie später zugute kommen!

Sehr gefallen hat mir in diesem Text die kindliche Weltsicht. Eigentlich glaubt sie noch an Geistergeschichten, die kleine Blanche. Und hält Monet zunächst für einen politischen Verschwörer! Für sie ist die Welt noch durch und durch aufregend.

Mich interessiert es, zu wissen, wie aus dem Mädchen die Frau wird - und wie Monet sie als Frau zu sehen beginnt. Immerhin, man weiß, dass Camille früh an Krebs gestorben ist. War er vielleicht nur einsam...? So nach dem Motto, jeder Künstler braucht eine starke Frau, die hinter ihm steht...?

Ich finde den Text jedenfalls bis jetzt durch und durch liebenswert, und würde das Buch gerne lesen!