Mord ist blau

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
naraya Avatar

Von

Blauauge hat ein Blog, in dem er sich alle Gedanken von der Seele schreibt. Er, der erwachsene Mann, der noch bei seiner Mutter lebt, ist von dem Gedanken an den perfekten Mord fasziniert. Täglich philosopiert der Außenseiter im Internet mit seiner kleinen Anzahl von Mitlesern über dieses Thema. Als Kind beging der jüngste von 3 Brüdern seine ersten Morde: am Strand, als er in seinem Sandeimer Krebse fing und sie in der Sonne sterben lies. Schon damals war es seine Mutter, die ihn vor der Welt schützte, ihm die Selbstvorwürfe nahm und seinen Tränen mit einem heiteren „Alles fort!“ begegnete.

Inzwischen ist Blauauge erwachsen und schreibt seine Gedanken in der dritten Person auf. Sein Bruder Nigel ist bei einem Unfall ums Leben gekommen, den er als guter Blogger natürlich sofort filmen und ins Internet stellen musste. Auch die Art und Weise, wie er über den Tod seines Bruders spricht, lässt nur einen Schluss zu: Blauauge hat seinen Bruder auf dem Gewissen und das nächste Opfer soll seine Mutter sein.

Der Roman ist düster, allein das Cover unterstützt schon diesen Eindruck. Die einzelnen Abschnitte sind kurz, schließlich sind es Blogeinträge; in ihnen verschwimmt immer wieder Realtität und Wahn. Mir fällt es bisher sehr schwer, einzuschätzen, was tatsächlich geschehen ist und was nur in der Phantasie des Protagonisten. Ist er wirklich ein kaltblütiger Mörder oder lebt er einfach nur in seiner eigenen Gedankenwelt?

Nach ihrem letzten Roman „Denk an mich in der Nacht“ hat Joanne Harris erneut das Thema des Sterbens aufgegriffen, nur sind dieses Mal nicht Vampire die Monster, sondern der Mensch.