Psychologisch analytischer Aufbau

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sagittaria Avatar

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Ein Krimi der psychologisch analytischen Art.  

Eine Witwe hat drei Söhne… Blau jedoch war der Liebling der Mutter und er war ein Mörder.

Ein Rückblick in die Kindheit zeigt das Verhältnis zur Mutter auf. Ängstlich versucht sie alles Negative von ihrem Jüngsten fernzuhalten. Statt ihn für das Leiden der toten Tiere zu sensibilisieren, entschuldigt sie sein Handeln mit einem Unfall und verunsichert ihn durch ihre Lügen.

Als 42jähriger hat er, außer dem Vater, auf dessen Tod nicht eingegangen wird, beide Brüder verloren. Ob er für diese „Unfälle“ verantwortlich ist, kann der Leseprobe nicht entnommen werden. Es kann, aber es muss nicht so sein. Allerdings stellt er ein Video des Unfalls ins Internet, wo er einen Blog für „boesebuben“ führt. Auch ob B.B. nun tatsächlich den perfekten Mord plant oder ob er sich nur fiktiv damit beschäftigt, bleibt unklar. Gerade dieses Nichtwissen macht einen Teil der Spannung aus. Angedeutetes Nichtwissen macht bekanntlich neugierig.

Leicht zu lesen ist die Geschichte nicht, auch wenn der Schreibstil überwiegend flüssig ist. Aufgelockert durch Blauauges Blogeinträge, bekommt der Leser auf den ersten Seiten ziemlich viele Informationen, zum Beispiel, wie er als Muttersöhnchen in geordneten Verhältnissen und ziemlich unauffällig in der Kleinstadt Malbry sein Leben wohl eher spielt, als wirklich lebt, wer seine Internetfreunde sind... Blauauge fühlt sich als etwas Besonderes, seine Geschichten ins Internet zu stellen und Lob der anderen Blogger zu ernten, befriedigt ihn.

Das Verhältnis zur Mutter ist, wie auch die Charaktere der überbehütenden, aber stolzen Mutter und dem Internet“freak“ B. B., nachvollziehbar. Der Leser bekommt einen Einblick in eine eigentlich relativ normale Familie, in der dennoch, ausgelöst durch die Affenliebe der Mutter, vielleicht auch durch den wohl frühen Tod des Vaters, einiges schief gelaufen sein muss.

Spannend – gefällt mir. Trotzdem Abzug für eine gewisse Langatmigkeit an manchen Stellen.