Ganz außergewöhnlich

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bücherwürmchen09 Avatar

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Hinter mir liegt eine kurze Nacht. Ich wollte das Buch unbedingt zu Ende lesen ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/wink_smile.gif)

Der Roman erzählt von einem Jungen, der mit zwei Brüdern und einer dominanten Mutter aufwächst. Die Kinder müssen streng nach den Vorgaben der Mutter leben. Sofern sie den Wünschen der Mutter zuwider handeln, wird dies mit Strenge und Gewalt geahndet. Emotionen teilt die Familie nicht - zumindest keine positiven. Hass und Verachtung, Angst und Unterwürfigkeit spielen sehr wohl eine Rolle.

Die Jungen werden von der Mutter unterschieden in Farben Nigel, der Schwarze, Brandon, der Braune und Benjamin, der Blaue. Entsprechend werden sie sogar eingekleidet. Die Jungs haben unterschiedliche Charakterzüge, Nigel ist brutal, Brandon ist vermeindlich gleichmütig und unscheinbar Benjamin ist der Liebling der Mutter und ein Mörder. Die Erwartungen der Mutter an den Blauen sind immens hoch. Er kann den Anforderungen nicht genügen. Brandon wird unterschätzt. Er eignet sich eigenständig und heimlich das Wissen an, indem er die Bücher studiert, die Benjamin zur Verfügung stehen.

Benjamin hat außergewöhnliche Fähigkeiten und wird von einem Lehrer speziell gefördert. Als das blinde Mädchen Emily ihrerseits trotz der Blindheit ebenso außergewöhnliche entwickelt, stielt sie Benjamin die Show.

Der Blaue flüchtet sich aus der Realität in die virtuelle Welt. Dort gibt er sich seinen Gewaltfantasien her und findet unter boesebuben@webjournal.com Gleichgesinnte und Fans.

Er sucht immer wieder neue Varianten des sog. perfekten Verbrechens und diese Verbrechen werden dann auch real. Regelmäßig versterben Leute aus seinem näheren Umfeld - auch der schwarze Bruder. Dieser hinterlässt die Freundin Albertine.

Irgendwann kommt heraus, dass auch der Blaue verstorben ist und zwar durch die Hand seines Bruders, des Braunen. Der Braune lebt fortan als der Blaue weiter. Zwischen Albertina und dem Blauen entwickelt sich eine Beziehung in der virtuellen Welt. Aber eigentlich besteht die Verbindung schon seit Kindertagen.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wo ich mit der Zusammenfassung anfangen soll und wo diese endet. Alles ist miteinander verwoben und ich empfehle einfach dieses Buch selbst zu lesen.

Es handelt sich um ein sehr außergewöhnliches Werk, sprachlich auf hohem Niveau und mit vielen überraschenden Elementen. Dieser Thriller ist sehr gut komponiert. Das Spiel mit Worten und Farben hat einen hohen Anspruch. Neben den Söhnen (dem Blauen, dem Braunen und dem Schwarzen) werden auch die Mutter Gloria Green - die siegreiche grüne Heldin - farblich belegt, ebenso wie Emily, die unschuldige Weiße. Albertine hingegen kann keine spezielle Farbe zugewiesen werden. Das Spiel der Autorin mit Farben gefällt mir außergewöhnlich gut. Der Autorin gelingt es, den Thriller in einer ruhigen Art zu erzählen, die bereits in Chocolat überzeugt hat.  Das Lesen lohnt auf jeden Fall. In der Danksagung sagt die Autorin selbst dass es Bücher gibt, die wie Rubiks Zauberwürfel sind und bei denen keine Lösung in Sicht ist und dass es der Autorin ohne Hilfe der Lektorin ebenso mit diesem Buch ergangen wäre. Dieser Eindruck entsteht auch bei dem Leser und das empfinde ich als sehr schade. Es fehlt ein wenig der rote Faden. Die Autorin hätte sich mehr Zeit nehmen sollen, um die einzelnen Facetten des Romans stärker herauszuarbeiten und einen überzeugenden Abschluss zu finden. Das ist meine einzige aber wesentliche Kritik. Der Roman wirkt etwas unstrukturiert, verzettelt sich in vielen Handlungssträngen und lässt einige interessante Aspekte offen. Der Roman wirkt unfertig und macht auf mich den Eindruck eines Entwurfs. Die Autorin verschenkt viel Potential. Die Darstellung als Blog hat mir sehr gut gefallen. Das ist eine sehr originelle Idee.