Graue Bleistifttage und glitzernde Diamantmomente

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gluexklaus Avatar

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So wie viele Tage sich morgens noch gleichen, sich aber dennoch völlig unterschiedlich entwickeln können - zu wunderbaren, überwältigenden „Glitzertagen“ oder zu grauen, tristen „Bleistifttagen“ - so kann Kohlenstoff auch unterschiedliche Formen annehmen. Er kann einerseits zur grauen Mine eines Bleistiftes werden, aber andererseits auch zu einem wunderschönen Diamanten. Und auch aus dem Graphit des Bleistifts kann in grauer Farbe etwas Wunderbares wie eine großartige Zeichnung entstehen. Es ist wirklich ein schöner Gedanke, den Liv da ganz am Anfang der Leseprobe hat: „Daran denke ich gerne, wenn ich ich zeichne. Dass die grauen Striche, die ich ziehe, genauso gut glitzernde Steine hätten werden können.“ In Livs Bildern steckt also immer auch ein bisschen Diamant. Für mich ist dieser erster Absatz ein überaus gelungener Einstieg in das Buch.

Und es geht genauso lesenswert weiter. Autorin Elin Hansson hat einen gut verständlichen, sehr lebendigen und bildhaften Schreibstil. Sie erzählt aus der Sicht ihrer Protagonistin Liv. Mir gefallen ihre ausdrucksstarken Sätze wie: „Mein Herz hüpft wie ein Flusspferd auf dem Trampolin.“ Ich kann Livs Gefühle sehr gut nachvollziehen und mich ohne Schwierigkeiten in sie hineinversetzen.

Liv scheint sehr ruhig und reif für ihr Alter, sie wird von ihrer Mutter liebevoll „Minirentnerin“ genannt. Die Zwölfjährige hat viel Zeit mit ihrer Großmutter verbracht, die kürzlich gestorben ist und die sie nun sehr vermisst. Vor ihren Altersgenossen, die sie wegen ihres altersuntypischen Verhaltens oft hänseln, zieht sich Liv zurück. Trost findet sie im Zeichnen: „Zeichnen ist eines der besten Dinge überhaupt. Wenn ich zeichne, bestimme nämlich ich. Ich zeichne meine Welt und vergesse alles andere.“ Schön, dass sich Liv im Zeichnen verlieren kann, so lenkt sie sich ab und vertreibt schmerzende Gedanken.
Aber jetzt lernt sie Frans kennen mit den grünen Augen, in die Liv am liebsten ständig blicken würde.
Ob Frans Liv wirklich Rollbrett- äh Skateboardfahren beibringen kann? Gibt es noch mehr Dinge, die Liv von Frans lernen kann, cool sein zum Beispiel? Und was lernt Frans im Gegenzug eigentlich von Liv?
Ob Frans noch mehr graue Bleistifttage zu glitzernden Diamanttagen macht?

Klar bin ich nach dieser absolut gelungen Leseprobe neugierig und möchte „Bleistiftherz“ gerne vorab lesen und mit Liv ihre erste Liebe erleben.