Wem kann man vertrauen?

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lale1972 Avatar

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Um es vorweg zu nehmen: ein tolles Buch!
Patricia Schröder erzählt in ihrem Roman "Blind Walk", ein Psycho-Thriller für Jugendliche, von sieben Jugendlichen, die zu einem "Blind Walk", einem Event, bei dem man irgendwo ausgesetzt wird und sich einen Weg in die Zivilisation suchen und dabei um Überleben kämpfen muss, zusammenkommen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Lida, die ihren Freund Jesper bedrängt hat, sie unbedingt mitzunehmen und für die sich das Ganze zum doppenlten Albtraum entwickelt, da Jesper ihr schon am ersten Tag eröffnet, dass ihre Beziehung für ihn mehr ein regelmäßiges erotisches Treffen war und er den Avancen einer anderen Mitreisenden nicht abgeneigt zu sein scheint. Zudem entdecken sie bei ihrem ersten Marsch gleich ein Leiche und zwar die eines der Männer, die sie hergebracht haben. Sie fühlen sich in Gefahr und verfolgt. Parallel zu dieser Gruppe junger Menschen, die durch die Wildnis wandert, wird die Geschichte von Sten erzählt, der im Krankenhaus im Koma liegt und durchsichtig in einer Art Zwischenstadium durch die Gänge des Krankenhauses nach draußen und ins Moor geht. Er fühlt sich schuldig am Tod seiner Freunde, die im Auto saßen, das er fuhr, als sie einen Unfall hatten. Eigentlich geht es ihm schon besser und er könnte aus dem Koma erwachen, aber er will nicht, er will nicht mehr leben mit der Schuld.
Parallel dazu gibt es aber noch eine dritte Szenerie, die in dem Krankenhaus spielt, in dem Sten im Koma liegt. Ein Arzt, eine Schwester, ein ehemaliger Arzt, eine Rebecca, Narkotikum, Verbotenes, mehr erfährt man zu Beginn nicht.
Zu Beginn laufen die verschiedenen Geschichten parallel, später verweben sie sich zu einer Geschichte, in der sich verschiedene Personen in den verschiedenen Parallelgeschichten treffen und gemeinsam ein Ganzes ergeben. Zur besseren Verständlichkeit sind die verschiedenen Erzählebenen unterschiedlich gedruckt. Was am Anfang noch etwas verwirrend ist, wird, umso mehr die Geschichten verschmelzen, immer interessanter und spannender.
"Blind Walk" ist total mitreißend geschrieben, man schwankt zwischen Vertrauen und Misstrauen, zwischen Verwirrtheit und Durchblick, zwischen Leben und Tod. Und es ist nicht nur ein Buch für Jugendlichen, auch ich, die ich einige Jahre älter bin, habe es mit Feuer gelesen und dem Ende entgegen gefiebert.
Ein Puzzlespiel zum Lesen, bis zum Einsetzen des letzten Puzzleteils spannend.