Tolle Protagonistin, Rest ist noch ausbaufähig

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tigerlillysbooks Avatar

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Ich schreibe die Rezension so wie das Buch ebenfalls geschrieben wurde und wie ich es gelesen habe – mit einem halben Grinsen im Gesicht, ohne literarischen Anspruch, aber mit Spaß an sarkastischem Humor, bissiger Protagonistin und einer Welt, die irgendwo zwischen dystopischer Götter Fanfiction und chaotischem TikTok-Mindset schwankt.

3,5 Sterne. 🌟
Kein Must-Read, aber gute Unterhaltung, wenn man sich mal wieder über toxische Männlichkeit aufregen will – mit einer Heldin, die lieber den Mittelfinger hebt als sich zu unterwerfen und deren Gedanken lauter sind als Worte.



Alexis ist keine typische Protagonistin. Halb taub, halb blind, voll im Trauma-Modus und mit mehr Narben als Hoffnung – ihre Körpergeschichte ist schon ein ganz eigenes Kapitel. Und trotzdem (oder gerade deswegen) liest sie sich wie ein rebellischer Lichtblick in dieser testosterontriefenden Welt.

Sie ist frech, sarkastisch, ein mathematisches Wunderkind mit einer ordentlichen Prise Wahnsinn. Ich hab sie gefeiert. Ihre Art, mit dem Tod zu flirten, ihn herbei zusehen, war… weirdly relatable.

Ihre tierische, nur für sie sichtbare, leicht notgeile Begleiterin in Form einer Schlange war oft mein Highlight. Sie war der Mental Support den sich jeder wünscht. Nyx 🐍

»A man was speaking, so I stopped listening.«



Als die Obdachlose Alexis sich an ihrer Schule einem Test unterziehen muss und ihr Blut getestet wird, stellt sich heraus dass sie ein verschollenes Mischblut der herrschenden Götter ist. So wird sie mir nichts, dir nichts entführt und muss sich unterernährt und verstört den anderen Göttern und Mischblütern in einem Blutigen Auswahlverfahren entgegen stellen und überleben.
Die Welt ist düster, griechisch angehaucht, aber bitte keine zu hohen Erwartungen an Mythologie Genauigkeit. Apokalypse / Dystopie trifft auf Spartas Gesetze, gepaart mit einem Schuss Trash Komödie, ordentlich Blut und ein paar Typen mit Götterkomplex. Klingt viel? Ist es auch.
Die Feuerprobe? Für Alexis eher Alltag. Hunger, Schlafentzug, Misstrauen – was andere bricht, ist für sie Routine.
Was die Story betrifft: Anfang top, Mitte lahm, Ende wieder stark. Der Mittelteil war ein bisschen wie auf der Stelle treten, aber das Finale hat dann wieder ordentlich gezogen und konnte mich überraschen. 😮

Augustus, Achilles, Kharon, Patro
Sorry, aber diese vier Möchtegern-Protagonisten? Komplett austauschbar. Sie hatten ungefähr so viel Tiefe wie eine Pfütze im Hochsommer. Ihr Aussehen wurde ausführlich beschrieben, ihre Persönlichkeiten… nicht so sehr.
Ehre, Macht, Besitzdenken – das war’s. Und selbst wenn’s mal in ihre Perspektive wechselte, wurde es nicht besser. Alexis war zu Recht genervt von ihnen – ich auch.
Achilles war noch der beste unter ihnen. Der hat jedenfalls keinen Ton gesagt 😂

Ja, es wird als Reverse Harem vermarktet. Aber ehrlich – außer dass alle Männer Alexis besitzen wollen und sie keinen davon auch nur mit der Kneifzange anfasst, war da nichts. Keine Chemie, keine Connection. Und das bisschen „Beziehung“ am Ende? Hätte man sich fürs nächste Buch aufheben können.
Ich will keinen Typen, der „Du gehörst mir“ ruft, nur weil er denkt, er wär der Auserwählte. Alexis auch nicht. Und das macht sie umso sympathischer.
Romance? Reverse Harem? Eher Reverse Augenrollen.

Schreibstil
Der Stil ist… besonders. Sehr jugendlich, stellenweise trashig, aber unterhaltsam. Wenn man sich drauf einlässt, liest es sich schnell weg. Wenn nicht, stolpert man über Emo-Sprüche und chaotische Gedankensprünge.
Ein literarisches Meisterwerk ist es sicher nicht – aber darum geht’s auch nicht. Es hat seine Momente und lebt von Alexis’ Perspektive, ihren inneren Monologen und der ständigen Frage: „Was zur Hölle passiert hier eigentlich gerade und wann erlöst mich der Tod endlich ?"


Fazit
Blood of Hercules ist nichts für zarte Gemüter oder Fans klassischer Fantasy. Es ist laut, schräg, blutig und teilweise echt drüber. Aber Alexis? Die trägt das Ganze. Ihre Antiheldinnen-Vibes, ihre messed-up Seele und ihr trockener Humor machen das Buch lesenswert.
Die Männer? Vergesst sie.
Die Story? Chaotisch, aber unterhaltsam.
Die Message? Patriarchat zerschlagen – notfalls mit Gewalt.