Gute Sprachbilder und ein ordentlicher Sog

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enricoschaefer Avatar

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Ein Killer, der zu kleineren kriminellen Taten nicht fähig ist oder zu viel Skrupel davor hat, bekommt von seinem Boss den Auftrag, dessen Frau zu "expedieren". Nun verliebt sich der Killer auf den ersten Blick und die Frage steht im Raum: Sie, ich oder der Boss. So die Ausgangslage im neuen Nesbø, der mein erstes Buch von ihm ist.

Eindrucksvoll die Sprachbilder und der Sog, den die Geschichte gleich auf den ersten Seiten entwickelt - hier hat ein Autor (und sein Übersetzer) sein Instrumentarium voll im Griff. Der Sog und Drive, den ich bei einem Thriller erwarte, gewinnt hierdurch zugleich an Tiefe, ohne zu schleifen, was ich bei einem guten Buch sehr schätze. Die retardierenden, nahezu philosophischen Überlegungen des Killers, der die Geschichte in der Leseprobe aus der Ich-Perspektive erzählt, sind sehr gut eingesetzt und wirken dabei nicht aufgesetzt.

Die Titelwahl ist nicht sehr schön - der Originaltitel in der deutschen Ausgabe auf Englisch und um den Untertitel "Der Auftrag" erweitert - das ist doch eigentlich nicht nötig. "Blut auf Schnee" hätte es meiner Ansicht nach mindestens genauso gut getan. Worin diese Wahl begründet liegt, erschließt sich mir nach der Lektüre der Leseprobe und angesichts eines gut eingeführten Autoren nicht.

Fazit: Ich bin äußerst gespannt darauf, wie es weitergehen wird und bin mir sicher, dass dieses Buch neben der reinen Unterhaltung und Spannung auch einen guten Schuss an Reflektion liefern wird. Für den fünften Stern möchte ich allerdings zunächst das Buch durchlesen können, um mir ein abschließendes Urteil erlauben zu können.