Beeindruckend und düster

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hiclaire Avatar

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Blood on snow ist in vieler Hinsicht „speziell“ und hebt sich ab von der Masse derzeit gängiger Thriller. Die Aufmachung passt perfekt zum Inhalt, individuell, eher düster, ohne viel Schnickschnack aber definitiv eine optische Bereicherung des Bücherregals.

Im Laufe seiner beachtlichen kriminellen Vergangenheit ist Ich-Erzähler Olav zu der Erkenntnis gekommen, dass ihm Töten am meisten liegt und fortan als Auftragskiller tätig. Kaum zu glauben, dass man einen professionellen Mörder als Protagonisten ins Herz schließt, aber Jo Nesbø ist es hier problemlos gelungen mich so weit zu bringen. Olavs bescheidenes Auftreten, wie er über die „moralischen Flexibilitäten“ seines Chefs berichtet und seine eigenen vermeintlichen Unzulänglichkeiten darlegt, das alles macht ihn irgendwie sympathisch. Zudem hat er eine philosophische Ader, scheint recht belesen und ist sicher deutlich intelligenter als er sich gibt, wie er gegen seine Lese-Rechtschreibschwäche ankämpft, nötigt einem Bewunderung ab.

Subjektiv hat mir die weitere Entwicklung dieses Thrillers nicht mehr so gut gefallen. War der zynische Grundton anfangs noch ein klein wenig heiter, aufgelockert durch einen gewissen leicht ironischen Humor, wurde die Atmosphäre im Laufe der Geschichte zunehmend düster. Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit nehmen immer größeren Raum ein.

Objektiv betrachtet empfinde ich dieses Buch als kleines Kunstwerk, sowohl optisch als auch inhaltlich. Die Geschichte ist außergewöhnlich und nach meinem Empfinden in sich vollkommen stimmig. Gleichzeitig emotionslos und doch berührend, blutig, bizarr und makaber. Der Erzählstil knapp, kühl, manchmal überraschend poetisch.

Vom Umfang her ein kurzes Leseerlebnis, weniger als 200 Seiten, groß gedruckt mit allerhand Leerseiten, aber doch eindrucksvoll, auch wenn es aufgrund der Düsternis nicht so ganz mein Geschmack gewesen ist.