Harter und knapper Thriller

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krimielse Avatar

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Jo Nesbø schafft es in diesem Buch, dass ich entgegen all meiner Moralvorstellungen mit einem Auftragsmörder sympathisiere und einem für den Hauptprotagonisten guten Ausgang bei seinen Aktionen entgegenfiebere.

Der Leser beschreitet ein Stück Lebensweg des Auftragskillers Olov und es ist aus dessen Sichtweise in der Ich-Form erzählt. Olov, ein erfolgreicher, gewissenhafter und mit seinem Boss Daniel Hoffmann loyal verbundener Mörder bekommt unmittelbar nach einer Exekution den Auftrag, die Frau seines Chefs umzubringen. Er lässt sich darauf ein und beginnt mit der Beobachtung und der Planung des Mordes. Doch dann trifft er eine andere Entscheidung, die Geschichte bewegt sich in eine unvorhersehbare und andere Richtung mit überraschenden Wendungen.

Olov beschreibt sich selbst als nicht besonders intelligent und als für viele andere kriminelle Machenschaften außer Expedierung, wie er seine Tätigkeit selbst nennt, als ungeeignet. Durch ein paar Nebenbemerkungen und eingestreute rückblickende Episoden erfährt man jedoch, dass er trotz Lese-Rechtschreib-Schwäche sehr belesen ist, Filme mag und ein in meinen Augen sehr philosophisch denkender Mensch mit klaren Moralvorstellungen ist. Genau das macht ihn mir auch sympathisch, in Verbindung mit der typisch nordischen Melancholie und Endgültigkeit der Sichtweise.

Der Thriller ist in einer sehr knappen und knackigen Sprache geschrieben mit wenigen Nebensätzen und kaum beschreibenden Ausschweifungen. Das erinnert mich an die ersten nordischen Thriller von Sjöwall/Wahlöö aus den 70ern und 80ern, die ich gelesen habe, in dieser Zeit ist die Handlung des Buches von Nesbø auch angesiedelt.
Es ist ein ziemlich kurzes Buch, dem Autor genügen wenige Seiten, um die Geschichte voranzutreiben, Spannung aufzubauen und einen für mich sehr befriedigenden und passenden Abschluss zu finden.
Insgesamt passen die knappe Sprache und die fehlenden Beschreibungen der Nebencharaktere sehr gut zur story, die sich einfach um den Hauptprotagonisten dreht und vieles andere ausblendet, so wie es Olav in seinem Denken auch tut.

Die Aufmachung des Buches besticht übrigens durch sehr schönes und festes Papier, einem schwarzen Schnitt sowie ein minimalistisches und treffendes Cover.

Ich habe das Buch mit großer Spannung gelesen, war mitunter sehr überrascht von den Wendungen der Geschichte und habe die Erzählweise des Autors dabei als sehr passend empfunden. Ich hatte mitunter das Gefühl, mein Lesezimmer wurde ein paar Grad kälter und ich konnte die nordische Melancholie und die Endgültigkeit regelrecht spüren.
Ich gebe fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung.