Damals, im wilden Osten

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kleine hexe Avatar

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Sehr vielversprechender und gruseliger Prolog, der einige Jahre vor der Wende in der ehemaligen DDR spielt. Die eigentliche Handlung spielt in Mecklenburg-Vorpommern, 1993. Viele haben die Gegend schon verlassen, hohe Arbeitslosigkeit, Tristesse, marode Häuser Mutlosigkeit allerorten. Wir lernen die Hauptpersonen kennen, manche sind uns sofort sympathisch, für andere können wir Verständnis aufbringen, andere hingegen (den altteutonischen Vater z.B.) könnte ich sofort in seine eigene Walhalla befördern. Die wenigen Westdeutschen, die es hierher verschlägt, sind entweder aufrichtig daran interessiert, hier ihre Arbeit ehrlich und ohne Hintergedanken zu verrichten, oder um dem altgermanischen Gedankengut zu frönen, ohne von Ausländern dabei gestört zu werden; oder um auf der Karriereleiter aufzusteigen und es den „dummen Ossis“ zu zeigen. Von diesen drei Kategorien lernen wir je einen Vertreter kennen im Laufe des Romans.
Die vorherrschende Atmosphäre der Mutlosigkeit und Niedergeschlagenheit, die in Ostdeutschland in den ersten Jahren nach der Wende herrschte fand ich sehr treffend eingefangen. Weshalb sich um einen Job bemühen, wenn es eh nur schlecht bezahlte langweilige Arbeit handelt mit kleinen Chefs, die sich aber wie Napoleon aufführen. Erschreckend fand ich, wie schnell sich das braune Gedankengut da ausbreitete. Wobei „Gedankengut“ wohl der falsche Begriff ist, denn gut ist nichts daran. Da wird ein verletztes weinendes Mädchen von der Tür abgewiesen, bloß weil sie nicht deutsch kann. Oder, um die germanische Sache zu finanzieren, wird mit Zigaretten und Mädchen geschmuggelt. Aber auch die Überheblichkeit und Besserwisserei mancher Wessis wird hier bloßgelegt. Um alte Verstrickungen in Devisengeschäften zwischen Ost und West zu vertuschen werden Mordopfer heimlich beseitigt, verschwinden mal Akte, werden eigene Mitarbeiter um die Ecke gebracht. Damals, vor der Wende und 1993 immer noch.
Die beiden Hauptermittler, Ossi und Wessi raufen sich verhältnismäßig schnell zusammen, ergänzen sich bald hervorragend und ohne viele Worte zu verlieren, eine echt gute Zusammenarbeit bahnt sich an. Hoffen wir, dass Ada Fink diese Reihe fortsetzen wird.
Zügig und flott geschrieben, liest sich der Krimi in einem Rutsch.
Das Titelbild ist sehr stimmungsvoll - fast schon depressiv, aber passend zum Buchtitel.
Fazit: lesenswert.