Enttäuschend

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ninas_buecherbasar Avatar

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BLUTGOTT ist eine große Enttäuschung für mich gewesen. Ich hatte eine engagierte, schlaue Polizistinnen-Story erwartet, aber diese Ermittlerin ist hier nur die Stichwortgeberin für ihren Mann, den wahren Profiler (McDeath, haha) und andere Spezialisten aus LKA, BKA und ZIT.


In dem Buch geschehen sehr grausame Morde, die durch Killerkommandos 13-jähriger Jungen verübt werden, die im Internet durch den sogenannten BLUTGOTT dazu manipuliert und motiviert werden.


Dabei sollen wohl die drastischen Schilderungen der Tatorte den ansonsten langweiligen Ermittlungsverlauf ein wenig spannender machen, was aber nicht gelingt. Es bleibt ein Ekelgefühl, dass sich in den langwierigen Bürogesprächen allmählich verliert. In diesen Erörterungen wird ein Who is Who der Serienkiller, Mordsekten und Entführer aufgefahren, von Haarmann über die Manson Family bis zu Fritzl. Doch durch das Herunterbeten realistischer Fälle wird die laufende Ermittlung auch nicht interessanter.


Ich habe mich durch diese 400 Seiten gekämpft, um wenigstens die Spur eines tiefergehenden Konflikts zu finden. Diese Kids haben keine Freunde, Schule, Eltern oder Probleme, die über Internetporno hinausgehen? Jeder von ihnen muss doch ein eigenes Motiv haben, teilzunehmen. Fehlanzeige. Der Blutgott? Keine Ahnung. Auch Clara Vidalis selbst und ihren Ehemann lernt man nicht näher kennen. Die gemeinsame Tochter ploppt irgendwann anfangs mal kurz für 10 Zeilen auf, danach verschwindet sie in ewiger Fremdbetreuung.


Warm geworden bin ich weder mit dem Ermittlerteam noch mit der routinierten Schreibweise (dafür und für die ausführliche Recherche gibt’s den Stern) des Autors, der sich für teilweise geschmacklose Seitenhiebe auf Bahn, Post und Politik im Allgemeinen nicht zu schade war. Es herrscht ein herablassender, beinahe unsympathischer Ton und erst ganz am Ende kommt bei einem abrupt beendeten Show-Down ein klein wenig Spannung auf.