Hunter und Garcia

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singstar72 Avatar

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Zugegeben, Ahnung von Spannung hat Chris Carter ja. Immer wieder verfalle ich bei diesen Leseproben in einen gewissen Sog. Und habe andererseits klar die Dinge im Blick, die mich an diesem Autor und seinem Stil stören.

Also, erstens einmal, diese Leseprobe war perfide gut ausgesucht! Sie endete genau mit dem richtigen Satz, so dass man einfach weiterlesen „muss“!

Gut aufgebaut ist der Text auch. Er beginnt zunächst mit einer Nebenfigur, einer Taschendiebin, die aber einen ausgesprochen düsteren Fang macht. Von ihr hätte ich gerne mehr gelesen! Ich fand es schön, wie sich Chris Carter die Mühe machte, auch ihren „Berufsalltag“ realistisch zu schildern. Die Sorgen und Nöte einer Diebin. Ein „Arbeitstag“. Ich habe mich in eine fremde Welt versetzt gefühlt.

Dann in den nächsten Kapiteln der abrupte Schwenk in die Welt des LAPD. Und hier fangen meine Kümmernisse mit dem Autor an. Mich nervt gehörig, wie sehr alle Abkürzungen erklärt werden, in jedem Band wieder neu. Als ob der Leser dämlich wäre. Und immer wieder wird erklärt, wer ist Hunter, wer ist Garcia, warum sind sie Partner. Irgendwie empfinde ich das auch als sehr „amerikanisch“, weil viel Wert gelegt wird darauf, wer bei welcher Behörde arbeitet, und welche Aufgaben diese Behörde hat.

Auch nicht so gut finde ich die Sprache, den Schreibstil. Die Sätze sind relativ kurz und schmucklos; und vor allem die allgegenwärtigen „Redebegleitsätze“ finde ich einfallslos. Er sagte, er erwiderte, er nickte, er ergänzte. Immer wieder dasselbe. Der Stil ist sehr wenig „literarisch“, und rein auf Handlung hin „gestrickt“.

Andererseits ist Chris Carter im Bereich „Handlung“, also Plot, halt Profi, und das merkt man auch. Die Szenen sind schnell getaktet, immerzu passiert etwas. Und dass sich die beiden ausgerechnet in dieser Szene über Regeln hinwegsetzen, um eine halb illegale Exhumierung durchzuführen, steigert die Spannung natürlich.

Ich bin also zwiegespalten, was diese Leseprobe und dieses Buch betrifft. Einerseits möchte ich natürlich gerne wissen, was nun in dieser Kiste war, und wie das Ganze ausgeht. Aber ich habe nicht viele Erwartungen an den Stil. Es wird sicher eine irgendwie lesbare Mischung herauskommen … ich würde es durchaus gerne herausfinden.