Ein Showdown macht noch kein Buch

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singstar72 Avatar

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Das war mein erster Chris Carter – obwohl es der elfte Band einer Reihe ist, aber das war mir bewusst. Mir hatte die Leseprobe gefallen, und ich wollte mir einen Einblick von diesem Autor verschaffen. Nach der Lektüre weiß ich allerdings nicht, ob ich die Reihe weiter verfolgen werde. Schlecht war das Buch nicht. Aber es geht eben doch an meinem üblichen „Beuteschema“ und meinen Erwartungen vorbei.

Interessant fand ich die Grundidee für den Plot – eine Taschendiebin erbeutet „aus Versehen“ ein brisantes Dokument eines Massenmörders, und spielt es der Polizei zu. Ausgehend von diesem Konflikt, ist das Buch stringent geplottet, und steigert sich auf den letzten 100 Seiten geradezu fieberhaft. Es passiert immerzu etwas Neues, und man klebt am Ende förmlich an den Seiten.

Allerdings mag ich nicht so sehr, dass die Schreibweise, der Stil, wirklich so ganz und gar auf den Plot ausgerichtet sind. Man hat kaum Beschreibungen, kaum Charakterisierungen, es geht immer nur weiter, weiter. Ich empfinde die Schreibweise als flach. Ausserdem nervt mich, dass der Autor den Leser zu belehren scheint. Immer wieder „erklärt“ er Abkürzungen, Abteilungen der Polizei oder auch Dinge, wo ich mir als Leser an den Kopf packe! Ich weiß, was ein Solarplexus ist!! Hält der mich für dämlich?

Ich muss ebenfalls gestehen, dass ich die Detectives bei weitem nicht so interessant fand, wie angekündigt. Robert Hunter wird in Klappentexten und Rezensionen immer als der Intelligente geschildert. Hier fand ich ihn jedoch eher plump. Mindestens zwei wichtige Entwicklungen oder „Twists“ hatte ich lange vor ihm erraten! Das war nun wirklich nicht so schwer. Sein Partner Garcia bleibt in diesem Band merkwürdig blass. Er kommt, bis auf eine recht witzige Episode bei einer Weihnachtsfeier, kaum vor, und fungiert fast nur als „Stichwortgeber“.

Interessant fand ich in diesem Band allein die Taschendiebin. Ihre Psychologie empfand ich als gut recherchiert und ausgewogen. Kein Wunder, dass Hunter Sympathie für sie empfindet! Im wahren Leben hätte ich sie sicher gerne kennengelernt.

Der Täter… hm… wie gesagt, hatte ich recht schnell seinen Hintergrund und sein Motiv erraten. Dadurch wollte für mich nicht so recht ein Gefühl von Bedrohung aufkommen. Und die obligatorische „Schlussbeichte“ mitten im Showdown war mir auch zu ausführlich und zu banal.

Ich lande letzten Endes bei recht wohlwollenden vier Sternen. Doch für mich gibt es ganz einfach bessere Thriller, Autoren, die mich mehr fesseln. Ein wirklich guter Thriller ist für mich einer, den ich mit Gewinn auch ein zweites Mal lesen könnte. Das ist hier leider nicht der Fall.