Ein fulminantes Debüt

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Inhalt

Die junge, ehrgeizige Polizistin Hannah Christ will unbedingt mit dem erfolgreichsten Fallanalytiker, Martin Abel, zusammenarbeiten. Abel ist nicht nur für seine sehr hohe Aufklärungsquote bekannt, sondern auch für sein eher schwieriges Verhalten, das Teamarbeit manchmal ganz schön erschwert. Nach einer schmerzhaften Scheidung hat er sich eingeigelt, was sich am Verhalten wie auch äußerlich zeigt. Selbst bei warmen Temperaturen trägt ein Jackett.
Eine sehr blutige Mordserie in Körn bringt Hauptkommissar Greiner an seine Grenzen. Er erkennt, dass er mit klassischer Polizeiarbeit nicht weiterkommt und greift auf die operative Fallanalyse zurück. Obwohl er dieser Methode gegenüber sehr skeptisch ist, fordert er einen Spezialisten aus Stuttgart an, Martin Abel, an dessen Seite Hannah Christ, die von seiner Expertise als Fallanalyst lernen möchte.

Durch sehr unkonventionelles Arbeiten gelingt es Abel tatsächlich recht schnell den Täterkreis einzugrenzen. Im Verlaufe der Ermittlungen wird er auch gegenüber Hannah offener, so dass sich eine kleine Romanze zu entwickeln beginnt.

Die Lösung des Falles ist spannend, sehr blutig und unerwartet. Mehr darf nicht verraten werden.


Meine Meinung

Martin Abel erinnert mich als Ermittler an eine Mischung zwischen Hunter (Chris Carter) und Adrian Monk. Er teilt nicht nur die Initialen mit ihm sondern auch die Vorliebe, braune Jacketts zu tragen. Wer die Serien von Monk schon gesehen hat, kann sich beim Lesen bildlich vorstellen, wie Abel am gerichtsmedizinischen Institut „mit der Leiche tanzt“.

Mit dem Charakter der Hannah Christ hatte ich etwas Mühe. Sie ist für mich nicht so wirklich zum Leben erwacht. Ihre Tendenz zur Zickigkeit hat für mich etwas kollidiert mit ihrem Wunsch, unbedingt mit Abel zusammen zu arbeiten, um von ihm beruflich zu profitieren. Die Art, wie sie sich ihm genährt hat, passte für mich nicht wirklich.

Die Ermittlungen bestehen aus einer Kombination von klassischer Polizeiarbeit mit Befragungen, Spurensicherung, Gerichtsmedizin und Abels bisweilen skurrilen Verrenkungen, wenn er sich in die Position des Täters, beziehungsweise des Opfers begibt.

Für mich war „Blutsommer“ von Anfang bis zum Ende ein überaus spannendes Lesevergnügen. Ich wusste bis zum Schluss nicht, wer der Täter ist, obwohl ich zwischendurch mal einen Moment lang sogar den richtigen Gedanken hatte. Für sehr sensible Leser würde ich das Buch allerdings nicht empfehlen, es ist wirklich voller abstruser Perversitäten, die aber leider – wie auch im Nachwort vom Autor erwähnt – durchaus Parallelen zur Realität haben.

Was mir nicht wirklich gefallen hat, ist die sich entwickelnde Romanze. Die fand ich nicht glaubwürdig und für diesen Krimi unnötig. Die Familie Lerch, die einem im Prolog schon fast ans Herz wächst, wir leider im Buch nur noch an einer Stelle erwähnt. Ich hätte gerne gewusst, wie es ihnen später ergangen ist.


Mein Fazit

„Blutsommer“ ist für mich ein sehr gelungenes Debüt. Ich würde gerne mehr von Martin Abel lesen und freue mich schon jetzt auf den neuen Fall.

Von mir eine Lesempfehlung mit 4,5 Sternen.