Ein Sommer in Köln

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mammutkeks Avatar

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Wäre "Blutsommer", das Debüt von Rainer Löffler, wirklich die versprochene "Mischung aus Wirklichkeit und Phantasie", hätte ich mich gut unterhalten fühlen können. Allerdings hat mir der Autor im Bereich der Phantasie zu viele deutliche Anleihen gemacht. Ein wenig McDermids Tony Hill hier, ein wenig Dr. Nick Polchak von Tim Downs dort, und auch Simon Becketts David Hunter darf nicht fehlen. Dazu noch ein bisschen Bezug auf den "Herrn der Ringe", ein ganz klein wenig Kölner Lokalkolorit durch die Nennung von entsprechenden Stadtteilen. Nicht zu vergessen die beinahe schon obligatorische schwere Kindheit, das - allerdings leicht zu durchschauende - Verwirrspiel mit einem Ungenannten, der als Täter in Frage käme und Handlungsstricke, die nicht zuende geführt werden.
Insgesamt deutlich zu wenig, um in der ersten Liga des Thrillers mitspielen zu können - auch wenn der Verlag das "1x1 des Grauens" verspricht.
Zur Handlung: Der an Tony Hill gemahnende operative Fallermittler Martin Abel, mürrisch, mit Flugangst bedacht, schlecht gelaunt und ebenso gekleidet, wird mit einem Fall in Köln betraut. Das offenbar fünfte Opfer eines Serientäters wurde gerade gefunden - wenn auch nur ein Teil der Leiche, die in einem gut besuchten Waldstück abgelegt wurde. Er wird dazu gezwungen, zu Ausbildungszwecken die junge Kommissarin Hannah Christ mitzunehmen - und benimmt sich ihr gegenüber alles andere wie ein Kavalier - eben schroff, mürrisch und ablehnend.
Schon bald werden die ungewöhnlichen Methoden deutlich, mit denen Abel den "Metzger" genannten Mörder überführen will. Auch hier wird mit vielfältigen literarischen Zitaten gearbeitet - so dass ein eigenständiger und sympathischer Held nicht entsteht. Abel wirkt für mich wie zusammengeschustert aus den erfolgreichen Typen der literarischen Vorbilder - und wie Löffler auf die Beschreibungen von Christ gekommen ist, bleibt mir völlig unklar.
Ein mittelprächtiger Roman, bei dem meines Erachtens vieles angedacht, aber nicht zu Ende geführt wurde.