Eine echte Entdeckung

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schlumbergera Avatar

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**Inhaltsangabe:**

Weil sie zufällig am gleichen Ort sind, verknüpfen sich die Schicksale einer Gruppe von Menschen im kleinen Örtchen Stenvik auf der schwedischen Insel Öland. Da ist einmal der geschiedene Per Mörner mit seinen Kindern Jesper und Nilla und seinem Vater Jerry, die in einem geerbten Sommerhäuschen Urlaub machen und zur Ruhe kommen wollen. In der Nachbarschaft treffen sie auf den gut situierten Schriftsteller Max Larsson, dessen labile Frau Vendela und auf den Rentner Gerlof Davidsson, der sich selbst aus dem Altenheim entlassen hat, um in seinem Heimatort zu Ende zu leben.

Als das entfernt gelegene Firmengebäude des durch einen Schlaganfall teilweise gelähmten Jerry niederbrennt und es sich als Brandstiftung herausstellt, muss Per sich der Vergangenheit seiner Familie stellen - und auch dem Beruf seines Vaters, der einige Jahre zuvor eine zweifelhafte Berühmtheit gewesen war. Anonyme Anrufe und ein Einbruch erhöhen den Druck auf Per, der zusätzlich mit familiären Problemen belastet ist. Doch trotz aller Schwierigkeiten will Per die Spur finden, die zum Verbrechen geführt hat. Gerlof und Vendela unterstützen ihn dabei auf jeweils ihr Art.

**Der erste Satz:**

"Per Mörner hatte schwere Verbrennungen an seiner linken Hand, mehrere gebrochene Rippen und konnte nur noch verschwommene Umrisse erkennen."

**Meine Meinung zum Buch:**

Trotz einer völlig falschen Einstiegserwartung hat mir dieses Buch sehr gut gefallen.

Die Geschichte ist kein "richtiger Schwedenkrimi" und schon gar kein rasanter Thriller, was ich aufgrund des Covers und des Titels vermutet habe. Nach einem sehr spannenden und sehr kurzen ersten Kapitel, das einen Ausblick auf den Showdown am Ende des Buches gibt, kommt die weitere Handlung eher gemächlich in Gang, das eigentliche Verbrechen wird erst in der Mitte des Buches offen thematisiert. Der Autor schafft es, dass den Leser ständig unterschwellig ein ungutes Gefühl begleitet - nur kann man es nur nicht von Anfang an definieren. Man weiß nur: irgendetwas ist im Busch, das nimmt kein gutes Ende. Und das macht er in meinen Augen sehr gekonnt, denn ich wollte natürlich immer wissen, wie sich alles am Ende auflöst.

Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich stärker mit den handelnden Personen, die alle sehr gut und tief charakterisiert sind. Am stärksten gelingt dies bei Vendela Larsson, der Frau des cholerischen Schriftstellers Max. Von ihr erfahren wir am meisten über ihre Kindheit und ihren Werdegang. Vendelas Glaube an Elfen und Trolle in ihrer ölander Umgebung wirkt auf den Leser auch nicht lächerlich, man nimmt es hin, Vendela ist eben so. Auch über Per Mörner und den Rentner Gerlof Davidsson erfahren wir viele Details aus ihren Leben, wenn auch ein paar Punkte offen bleiben. (Anmerkung: Gerlof Davidsson scheint in den beiden anderen Büchern des Autors "Öland" und "Nebelsturm" ebenfalls eine Rolle zu spielen - vermutlich wird er dort stärker charakterisiert.) Obwohl im ersten Teil des Buches nicht allzu viel passiert, kommt an keiner Stelle Langeweile auf.

In der zweiten Hälft dreht es sich dann um die eigentliche Krimihandlung, das Verbrechen und die Auflösung. Das war spannend geschrieben und obwohl ich ein Fan von Polizei-Ermittlungskrimis bin, hat mich das Fehlen von kriminaltechnischen Details und Ausführungen gar nicht gestört. Die Polizei selbst bleibt in dieser Geschichte nur im Hintergrund, vorangetrieben werden die Erkenntnisse von Per Mörner, einem Laien. Natürlich sind auch hier die am Fall Beteiligten oft diesem Laien gegenüber überraschend auskunftsfreudig - aber auch das hat mich hier nicht gestört, es hielt sich alles in einem guten Rahmen.

Das Buch ist flüssig und sehr stimmungsvoll geschrieben, es hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Und nachdem ich die letzten Monate ein ziemliches Lesetief hatte, hatte ich hier nicht ein einziges Mal das Gefühl, die nächsten Seiten nur noch überfliegen zu müssen.

Besonders gefallen hat mir der vorletzte Absatz:
_"Die Maisonne lässt die Trolle und Elfen zerplatzen wie Seifenblasen", dachte er. "Nur die Menschen bleiben für einen kurzen Augenblick zurück. Wir sind wie ein kurzes Lied unter dem Himmel, ein Lachen im Wind, das zu einem Seufzer wird. Und dann sich auch wir verschwunden."_
Noch ein Kommentar zu dem Zitat: es gibt in dieser Geschichte keine mystischen Elemente, auch wenn das mit den Trollen und Elfen vielleicht so klingt.

Für mich ist das Buch ein klarer BUCHTIPP.

Grüße von Annabas ![](http://www.vorablesen.de/modules/fckeditor/fckeditor/editor/images/smiley/msn/regular_smile.gif)