Öland - trügerische Idylle

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chrischid Avatar

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Per Mörner beschließt, nach Öland zu ziehen, wo er ein Sommerhäuschen geerbt hat. Seine Kinder, die bei seiner Exfrau leben, sollen ihn über Ostern besuchen und sind natürlich auch sonst immer willkommen, momentan lastet jedoch eine schwere Last auf der Familie, da Nilla, Pers Tochter, einige Untersuchungen über sich ergehen lassen muss. Und dann meldet sich auch noch Pers Vater Jerry, der sich seit einem Schlaganfall nicht mehr richtig verständigen kann und braucht Hilfe...

 

Der erste Abschnitt ist einem Prolog gleich, auch wenn dies nicht explizit genannt wird, aber schnell ist dem Leser klar, dass er hier einen Teil des Endes der Geschichte vorgesetzt bekommt, natürlich ohne dass zuviel verraten wird, aber wiederum genug, dass das Interesse geweckt ist, denn es ist schon eine spezielle Situation, die dort beschrieben wird.

Nach dem rasanten Einstieg hofft der Leser darauf, weiterhin Spannung zu erfahren, doch leider ist der Beginn etwas zäh geraten, da der Autor sich recht lange mit den Beschreibungen der handelnden Personen aufhält, die die Spannung etwas zurück nehmen. Doch nach etwa ¼ des Buches nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf und wird dafür umso spannender. Der Leser fiebert regelrecht mit und kann die Finger partout nicht vom Buch lassen, da er nun unbedingt wissen möchte und muss, wie es weiter geht.

 

Zwischendurch gibt es immer wieder ein paar eingeschobene Kapitel, die in der Vergangenheit spielen und sich um die Geschichte einer Hauptprotagonistin drehen, die schon als Kind auf Öland gelebt hat und nun nach langer Zeit, mit ihrem Mann in ihre Heimat gezogen ist. Die Rückblenden sind sehr interessant, da man durch sie ein noch besseres Bild von dieser Person erhält und dem Leser somit auch klar wird warum sie sich so entwickelt hat, wie es geschehen ist.

Im Grunde gibt es zwei Erzählungen in diesem Buch, zum einen die Geschichte um Per Mörner und seine Familie und zum anderen die Geschichte um Vendela Larsson und ihren Mann. Da sie aber Nachbarn auf Öland sind, überschneiden sich ihre Handlungen immer wieder, so dass es gemeinsame Erlebnisse gibt, aber auch welche, die jede Familie für sich selber erlebt. So kommt es immer wieder zu interessanten Situationen und dem Leser wird es nicht zu langweilig, da immer wieder Perspektivwechsel auftreten.

Der Schreibstil ist flüssig, so dass es kein Problem ist, in das Geschehen einzusteigen und diesem zu folgen. Nachdem die Spannung deutlich zunimmt, hält der Autor den Leser ganz fest in seinem Bann gefangen, was nicht nur an der Handlung, sondern auch an seinen Worten liegt.

 

Die Geschichte selber ist viel komplexer als man zu Anfang vermuten mag. Dass irgendwas in Per Mörners Familie im Argen ist, dass ist von vornherein klar, da es mehrfach angedeutet wird, aber wie schlimm es wirklich ist, wagt der Leser zu Beginn noch gar nicht zu denken. Immer mehr Geheimnisse tauchen plötzlich auf und immer wieder gibt es neue Enthüllungen, so dass man sich bald gar nicht mehr sicher ist, ob man das alles wirklich liest oder sich nur einbildet.

Die Figur des Per Mörner ist einem auf Anhieb sympathisch, so dass man vor allem Mitleid mit dem Mann hat, da er so viel Leid einfach nicht verdient hat. Und während der Nachforschungen, die er über seinen Vater und dessen Leben anstellt, möchte man ihm einfach nur unter die Arme greifen und ihm helfen, damit er mit dem ganzen nicht so alleine dasteht.

 

Alles in allem ist dieser Krimi wirklich gelungen, auch wenn der Anfang leider ein wenig zäh ist. Hat man aber den Knackpunkt überwunden und das Buch bis dato noch nicht zur Seite gelegt, so kann man sich auf einen wunderbaren Krimi freuen, der bis zur letzten Seite spannend und unvorhersehbar ist.