Krimi aus dem Land des Haikus

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druckdeufel Avatar

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Als der bekannte Schriftsteller Kumihiko Hidaka in seinem Haus ermordet aufgefunden wird, gerät sein Freund Osamu Nonoguchi ins Visier des Polizeikommissars Kaga.
Dieser versucht, mit akribischen Methoden, exakter Beobachtung und scharfer Logik den Mörder zu überführen, doch weiß sich die Wahrheit gut zu verstecken.
Es geschah am 16. April, es war ein Dienstag.
Mit diesem Beginn legt Keigo Hikashino fest, wie er seinen Roman verfassen wird: als Aufzeichnungen, minutiös und detailliert. Sehr ruhig, sehr sachlich und in kurzen, klaren Sätzen schildert zunächst der Kinderbuchautor Nonoguchi aus seiner Sicht den Ablauf des Mordtages. Dann wechselt die Perspektive, Kaga berichtet von seinen Gedanken, Zweifeln und Ermittlungen. Später stoßen noch Zeugenaussagen hinzu.
Diese knappe, sparsame Sprache, die den meisten Personen in den Mund gelegt wird, mutet kühl und ungewohnt an. Es gelingt eine sehr unaufdringliche Poesie, japanische Zurückhaltung schimmert durch die Zeilen und befremdet und verzaubert gleichermaßen. Beinahe beginnt der/die Leser/in, die Silben zu zählen, in der Erwartung, im Text ein Haiku zu entdecken. Jedes Wort ist sorgsam gesetzt und spürbar von Belang, in scheinbaren Nebensächlichkeiten lauert Bedeutung.
Höflich und respektvoll gehen die Parteien miteinander um, Angriff und Verteidigung erfolgen auf Grund strenger Regeln.
Irritierend ist die Leichtigkeit, mit welcher Wahrheiten manipuliert und interpretiert, Sympathien und Vorbehalte erzeugt und wieder zerstört werden. Ohne großen Wissensvorsprung dem Leser gegenüber trägt Kaga Teilchen für Teilchen herbei, um mit ihnen ein überaus komplexes Puzzle zusammenzusetzen. Das Mitraten ist unvermeidlich und höchst interessant. Bis ganz am Ende wirklich alles passt.
Ein Buch, so voller Ästhetik (einschließlich des Covers), dass man im Nachhinein bedauert, vierzehn Jahre bis zur Übersetzung ins Deutsche gewartet haben zu müssen.