Pläne gehen schief, böse Dinge geschehen, Leute sterben...

 

Ein Mittwochabend im Oktober: Ein Mann, der unter dem Namen David Loogan in Ann Arbor (Michigan) lebt - wie der Autor selbst - fährt in ein Einkaufscenter, um dort einen Spaten zu kaufen. Einen Spaten "der bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss", man muss mit ihm ein Grab ausheben können. Jedoch nicht der einsilbige Eigenbrödler David Loogan selbst ist der Mörder, sondern sein Arbeitgeber Tom Kristoll, Herausgeber der Zeitschrift "Gray Streets" mit dessen Frau Laura David ein Verhältnis hat. David hilft ihm beim Ausheben eines Grabes im nahegelegenen Wald, glaubt ihm aber die verworrene Geschichte eines Einbrechers, den David mit einer Flasche Glenfiddich erschlagen haben will, nicht wirklich...- Es geschehen weitere "böse Dinge" und David verstrickt sich auf der Suche nach der Wahrheit immer tiefer in die Geschehnisse. Weitere Autoren von "Gray Streets" müssen sterben und auch Loogan selbst hat einige Leichen im Keller und benimmt sich mehr als verdächtig.

Als Leser dieser 414 Seiten wird man mit einer unterhaltsamen, mysteriösen und kurzweiligen Krimilektüre belohnt. Am meisten hat mich Davids eigene Biographie gefesselt und warum er unter einem Pseudonym agiert. Dies wird erst gegen Ende des Buches schlüssig aufgelöst. Die Figuren der Elizabeth und ihrer Tochter Sarah, die den Jongleur Loogan sofort ins Herz geschlossen hat, wirken lebensnah und sympathisch. Auch mit Loogan und seinem Bedürfnis nach Gerechtigkeit fiebert man mit. Dolan bedient alle Gefühle, Freundschaft, Liebe, Hass, Rivalität. Sein Schreibstil ist unkompliziert und kommt dennoch scharfsinnig und sprachlich abwechslungsreich daher - ein Genuss. Ein einfacher Satzbau verpackt geschickt viele Hinweise auf künftige Ereignisse, das Verhältnis zwischen David und Laura, wiederholt der Hinweis, dass David selbst unter einem Pseudonnym lebt und die Biographie der Ermittlerin Elizabeth Waishkey, die nicht an Davids Unschuld zweifeln will. Mit der Thematik hat Harry Dolan zwar nichts bahnbrechend Neues erfunden, jedoch eine komplexe Geschichte erdacht, die auf hohem Niveau und mit enormem, spannungsgeladenen Potential entwickelt wird, ohne je blutrünstig und reißerisch zu sein. Oft nimmt die Geschichte ungeahnte Wendungen und fesselt bis zur letzten Seite. 2 Tage lange habe ich fast ununterbrochen gelesen! Gegen Ende des Buches war für mich persönlich die nächtliche Begegnung mit Nathan und Jimmy nicht mehr ganz stimmig und aus meiner Sicht auch nicht von Nöten, dies ist aber auch die einzige Schwäche, die ich ausmachen konnte. Spannend die Beleuchtung des Berufes der "Ghostwriter", der auf diese Art eine ganz neue Bedeutung gewinnt. Streckenweise habe ich an Val McDermids "Tödliche Worte" gedacht, deren Geschichte aber eine ganz andere Auflösung findet.

Das Ende lässt auf eine schnelle Fortsetzung hoffen. Ein vielversprechender neuer Autor, den ich auf jeden Fall im Blick behalten werde. Danke für dieses spannende Buch, sowohl an Harry Dolan als auch an Vorablesen!