Nicht so gut wie Band 1

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jiskett Avatar

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"Böse Schwestern" hat mir leider nicht so gut gefallen wie der erste Band. Der Fall ist ganz interessant, die psychischen Probleme der Protagonistin sind überzeugend dargestellt und obwohl ich die Geschichte teilweise vorhersehbar fand, war die Auflösung an sich doch recht überraschend und dennoch glaubwürdig. Für mich war der Fall aber lange Zeit zu unübersichtlich; es gibt drei verschiedene Sichtweisen, die von Ellen und dann noch die von Hanna und Alexandra, doch wie sie zusammen hängen, wird erst spät klar, auch wenn man früh merkt, dass etwas nicht stimmt. Ich hätte gerne schon früher mehr über die Zusammenhänge erfahren.


Dazu kam noch, dass es lange nicht richtig voran zu gehen schien. Ellen hat zwar ihre Kontakte genutzt und auch Informationen in Erfahrung bringen können, aber trotzdem schien die Ermittlung zu stagnieren, was wohl realistisch war, bei mir jedoch keine Spannung erzeugen konnte. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin sehr geschickt falsche Fährten gelegt hat - wie bereits gesagt hätte ich die ganzen Verbindungen zwischen den Charakteren nicht voraussehen können und ich fand die Auflösung überzeugend. Schade war dagegen, dass man nie wirklich viel über das Opfer erfahren hat und ihr Tod mich deshalb auch nicht erschüttern oder berühren konnte, und mir war keine der Personen so richtig sympathisch, wodurch ich eine gewisse Distanz zu der Handlung und den Geschehnissen hatte. Trotz all dem fand ich den Fall aber interessant und das Buch war gut geschrieben, sodass es sich schnell lesen lässt, und ich wollte definitiv wissen, was genau passiert ist, sodass die Geschichte mich auf eine gewisse Weise schon packen konnte.


Ein großer Teil der Handlung dreht sich um Ellen und ihre Schwierigkeiten, nach all den Jahren mit dem Tod ihrer Schwester umzugehen, vor allem, da der Fall aus dem ersten Band sie sehr aufgewühlt hat. Bley hat ihr Leid und ihr Gefühlschaos sehr eindringlich und überzeugend dargestellt und ich fand es beklemmend zu sehen, wie die ganze Familie nach wie vor von diesem Ereignis belastet ist. Ellen trifft einige unkluge Entscheidungen und manchmal konnte ich sie nicht verstehen, aber ich konnte mit ihr mitfühlen und es war traurig, wie die neuen Enthüllungen sie mitgenommen haben - ganz zu schweigen davon, dass sie hier wieder traumatische Erlebnisse hat. Allein das Ende ist schockierend und ich bin definitiv gespannt, wie es weiter gehen wird; nach allem, was die Protagonistin hier erlebt hat, sollte sie in Band 3 noch größere Probleme haben als bisher und ich frage mich, wie die Autorin damit umgehen wird.


Obwohl ich nicht ganz mit der Geschichte warm geworden bin und der Fall spannender hätte sein können, hat mir "Böse Schwestern" insgesamt recht gut gefallen. Das Buch lässt sich gut lesen, das Trauma der Protagonistin wurde eindringlich und meiner Meinung nach realistisch dargestellt und nachdem die Zusammenhänge zwischen den Handlungssträngen deutlich wurden, haben mich auch die Ermittlungen mehr interessiert. Letztlich habe ich mich deshalb bei der Bewertung für 3,5 Sterne entschieden.