Schöner Schein

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
zebra Avatar

Von

„Böse Schwestern“ ist die Fortsetzung von „Glücksmädchen“ und verspricht einen Thriller, einen skandinavischen noch dazu. Das Buch beginnt vielversprechend: Die Kriminalreporterin Ellen Tamm fährt nach Jahren erstmalig zu ihren Eltern zu Besuch und aus jedem Satz springt einen das Unwohlsein der Erzählerin an, sie wirkt getrieben und will nicht hin, wo sie hin muss – und das liegt nicht nur am schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter: Denn Ihre alte Heimat ist für sie belastend, weil ihre Zwillingsschwester als Kind unter ungeklärten Umständen getötet wurde. Auf dem Weg kommt Ellen an einem abgesperrten Tatort, wo eine junge Frau ermordet wurde, vorbei. Geradezu eine Einladung für Ellen, die Hintergründe aufzuklären. Dabei stößt sie jedoch schon bald auf Fragen, die sie auch mit Fragen zum Tod ihrer Schwester konfrontieren. Daneben gibt es einen Erzählstrang um Hanna, eine Lehrerin, in deren Nachbarschaft das Verbrechen geschah. Ein weiterer Strang erzählt von Alexandra, deren Tochter andere Jugendliche „in den Selbstmord mobbt“. Gemeinsam ist beiden, dass ihre Beziehungen seltsam wirken und beide Angst vor etwas haben.

Das Buch ist vorwiegend aus Ellens Perspektive geschrieben und die Handlung ist durchaus nicht bloß linear (da gibt es auch mal Holzwege, auf die die Autorin ihre Leser schickt). Die Zeitangaben über Kapiteln und Abschnitten suggerieren einen zügigen Fluss, dienen sie doch normalerweise dazu, den Leser in die Handlung reinzuziehen und Spannung aufzubauen. Dafür gibt es hier aber zu viele „Nebenkriegsschauplätze“. Einige davon bekommen nach einiger Zeit Bedeutung, andere machen das Buch nur dicker und nahmen mich gegen das Buch ein. Vielleicht versteht man manches ohne Lektüre des ersten Bandes bloß nicht – obwohl man an sich gut auch ohne klarkommt. Fazit: Mittelmäßig – solide Krimikost, nicht mehr, nicht weniger.