"Böse" im Auge des Betrachters

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mel.e Avatar

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Nach "Der Nachlass" des Autors, ist "Böse" der zweite Thriller, den ich las und auch hier begegnet mir echter Wahnsinn innerhalb des Dorfes Hussfeld, welches nur beschaulich und ansehnlich erscheint, denn im Kern ist das Böse hier zuhause und sorgt für Angst und Schrecken.
Für mich ist relativ schnell klar, wer Schuld hat am Verschwinden von Menschen, denn das Dorf soll sauber gehalten werden. Schon alleine die Tatsache, das Fenjas Mutter alleinerziehend ist und sich rasch nach dem Einzug Verhütungsmittel besorgt, hinzu kommt Alkoholkonsum, zeigt auf, dass sie nicht in das Dorf passt, wo Zucht und Ordnung herrscht. Es ist ein dunkler Ort, in dem der Pfarrer und der Bürgermeister ihre Augen und Ohren überall haben und definitiv dafür sorgen, dass Hussfeld unschuldig und rein bleibt. Welche Mittel dafür genutzt werden, ist legitim, denn Menschen müssen diszipliniert werden. Es ist echtes Grauen und definitiv Wahnsinn, was sich hinter den Seiten meines Readers versteckt und sich nach und nach offenbart.
Ein Kind verschwindet und die Mutter ist rasend vor Sorge. Die Empfindungen sind gelungen dargestellt und wirken authentisch. Unvorstellbar im Ungewissen zu sein und gegen Windmühlen zu kämpfen. Letztendlich ist es jemand anderes, der das Schweigen nicht mehr erträgt und die nötigen Hinweise liefert, um Finja eventuell doch noch lebend zu finden. Es ist ein grausamer Lauf gegen die Zeit und auch hier zeigt sich, wer Feind oder Freund ist. Vertrauen zu fassen ist in Hussfeld schier unmöglich.
Insgesamt ein gelungener Thriller, der mich einige Stunden gut unterhalten konnte. Besonders gelungen sind die unterschiedlichen Perspektiven, sodass die Protagonisten um einiges lebendiger wirken.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich den Schreibstil des Autors als sehr angenehm empfinde und auch die aufbauende Spannung direkt nach dem Verschwinden von Fenja als unerträglich gut erachte. Das Cover ist gut gewählt und trifft seine eigene Aussage mit dem bedrohlich wirkenden großen Schriftzug und den Mauern, die erdrückend wirken.

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