Nicht ganz ausgereifter Thriller

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leseclau Avatar

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Nimmt man „Böse“ in die Hand, findet man ein optisch und haptisch toll gemachtes Cover vor. Mir wurde während des Lesens zunehmend klar, dass hier der Ort des Verbrechens abgebildet ist.

Das Buch beginnt wie ein Roman. Katharina zieht mit ihrer Tochter Fenja nach einer schmerzhaften Trennung ins beschauliche Hussfeld. Sie erhofft sich Abstand, Ruhe und einen Neubeginn. Teenager Fenja ist vom Umzug nicht so begeistert, schließlich ist im Dorf „tote Hose“. Die Beschreibung dieser Atmosphäre im Dorf gefällt mir ausgezeichnet. Jeder beäugt jeden, es gibt ungeschriebene Gesetze (von denen Katharina und Fenja nichtsahnend unzählige brechen) und einzelne Männer haben das Sagen. In Hussfeld, so wird immer wieder betont, ist das Böse verbannt.

Und dann beginnt für Katharina und Fenja ein Alptraum wie er schlimmer nicht sein könnte. Die lebenslustige Fenja verschwindet. Und wirklich Jede und Jeder will Katharina weismachen, dass sie einfach nur abgehauen ist. Doch Katharina glaubt unerschütterlich daran, dass etwas Schlimmes passiert ist. Als Leser weiß man, dass sie recht hat, denn in einem Parallelstrang wird von Fenjas Pein erzählt. Ich finde es gut, dass die Grausamkeiten nicht detailliert beschrieben sind, hier reichen die Andeutungen völlig aus.

Nicht ausreichend ist für mich jedoch der Spannungsbogen, der in dieser Phase des Buches erzeugt wird. Es liegt bereits alles offen auf dem Tisch, die Protagonisten sind beschrieben und ihr Handeln wiederholt sich mehrfach in leicht veränderten Szenarien. Insbesondere der Schluss, der von der Grundidee her dramatisch und spannend angelegt ist, konnte mich nicht fesseln. Auch sprachlich fällt das Buch gegen Ende hin ab. Es gibt zu viele Wiederholungen, teilweise in den identischen Worten.