wo ist Fenja?

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elohym78 Avatar

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Für ihren Neustart ziehen Katharina und ihre Tochter Fenja in das beschauliche Hussfeld. Ein Dörfchen, in dem die Nachbarn noch auf sich und ihre Mitmenschen achten, in dem Ruhe und Frieden herrscht. Totenstille trifft die Sache vielleicht eher, denn Hussfeld ist der sicherst Ort Deutschlands. Für den einen der Himmel auf Erden, für den anderen Hölle pure; denn Sicherheit hat seinen Preis...

Jonas Wagner spielt gekonnt mit der Atmosphäre. Eine himmlische Idylle trifft auf unterschwellige Angst, die beinahe - von Seite zu Seite mehr - in Terror umschlägt. Auf den ersten Blick habe ich mich direkt in das kleine Kaff verliebt, in die Ruhe, die Beschaulichkeit und die Freundlichkeit! Aber hinter der Fassade droht etwas, was im ersten Moment nicht greifbar ist. Denn die Blicke der Nachbarn sprechen nicht nur von Interesse und Neugierde, wenn die Einkäufe genaustens unter die Lupe genommen werden, welche Medikamente der Apotheker herausgibt und dass es außer billigem Wein keinen Alkohol zu kaufen gibt, hat auch seinen Grund. Selbst vor dem Verkehr wird in Hussfeld nicht Halt gemacht: An der Bushaltestelle muss der Bus halten, egal ob dort einer steht oder nicht; Motorräder sind gar ganz in dem Dorf verboten.
Was Fenja und Katharina anfangs für lustig und verschroben halten, wird schnell zu einer ernsten Gefahr. Die beiden Frauen sind einfach zu modern und passen nicht aufs Land. Deutlich wird dies nach Fenjas Entführung. Doch wer steckt dahinter und vor allem warum will noch nicht mal die Polizei ermitteln, obwohl Fenja nicht das erste Opfer zu sein scheint?

Ich finde, dass die Charaktere Jonas Wagner sehr passend zu dem Ort gelungen sind: Auf den ersten Blick ruhig, beschaulich und nett. Der Bürgermeister, der jeden kennt und für jeden ein offenes Ohr hat; der Pastor, der stets Zeit für seine Schäflein hat; die Vermieterin, die nicht nur auf das Haus, sondern auch auf ihre Mieter achtet und der Apotheker, der jedes Wehwehchen lindern kann. Da passt eine geschiedene Mutter mit ihrer flippigen Tochter einfach nicht rein. Ob die beiden jemandem schaden wollen oder nicht, denn sie sind nicht gut für die Moral. Auch hier lässt der Autor langsam aber sicher die Stimmung kippen. Wirken die Personen anfangs nett und hilfsbereit, muss ich im weiteren Verlauf des Buches Angst haben, dass sie einen rücklings niederstechen und in der Dorfgemeinschaft den Mord vertuschen.

Jonas Wagner spielt mit der Angst und dem Vertrauen in seine Mitmenschen. Hoffnung wird zu Mutlosigkeit, Freude zu Angst. Während der Sommer voranschreitet, greift Panik um sich und wird schließlich zu Mutlosigkeit und Resignation. Voller Spannung habe ich die Seiten des Buches verschlungen; immer auf der Suche nach dem Warum. Ich habe mir dies überlegt und jenes. Wie perfide es am Ende tatsächlich ist, darauf wäre ich im Leben nicht gekommen!

Mein Fazit
Ein sehr gelungener Krimi!