Böser Wolf macht Taunus unsicher

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philipp.elph Avatar

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Nie entsprach Nele Neuhaus dem Bild einer simplen Regional-Krimi-Autorin, auch wenn ihre sogenannten „Taunus-Krimis“ in einem regional klar begrenzten Landstrich angesiedelt sind.
Schwerpunkt dieser Bücher ist weder die Beschreibung kauziger Kommissare, eigenartiger „Eingeborener“ noch Schwärmerei für schöne, karge oder Sturm gebeutelte Landschaften – und das ist auch gut so. Die Autorin vergisst nicht, dass die Marke „Kriminalroman“ auf dem Einband ausgelobt ist. Taunus und dessen Randgebiete, sei es der Main oder Frankfurt sind nur der Rahmen für kriminelle Handlungen und die Aufklärung von Verbrechen durch das Kommissariat 11, hauptsächlich vertreten durch Pia Kirchhoff und ihren Chef Oliver von Bodenstein.
Und das wird – wie die Leseprobe zeigt – auch in diesem Fall so sein.
Die erste Leiche taucht bereits im Prolog aus dem Wasser des Mains auf, ferner der Doc, ein ehemals dem Establishment Angehörender, der nach Absitzen einer Strafe jetzt am unteren Ende der Gesellschaft sein Dasein fristet. Er lebt in einer heruntergekommenen Wohnwagensiedlung am Rande Frankfurts, schuftet für wenig Geld schwarz in einer Frittenbude, hilft anderen Outlaws gegen geringes Geld Forderungen gegenüber Behörden durchzusetzen und Formulare auszufüllen, freut sich, wenn seine 16jährige Tochter aus dem Upper-Class-Milieu ihrer Mutter (und dem ehemaligen des Docs) ausbüxt, um ihren Vater zu besuchen.
Und dann ist da noch eine sehr Quoten-bewußte Fernsehmoderatorin, die sich nicht scheut, Tatsachen zu verfälschen, um ihre Reality-Shows auf Kosten der armen Schweine, die dort zu Wort kommen möchten, interessanter zu gestalten.
Fazit: Totes Mädchen im Main, ein Doc mit verlorener Reputation und eine Fernsehmoderatorin, die sicherlich jede Menge Feinde hat. Stoff für einen exzellenten Nele-Neuhaus-Krimi oder, so die Verlagsankündigung, „Die beste Nele Neuhaus aller Zeiten“.
Schauen/lesen wir mal!