Solide jedoch viel zu viele Klischees

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Der erste Fall für Kommissar Henry Frei und seiner Kollegin Luisa Albers führt sie ein schmuddeliges heruntergekommenes Zimmer in einem Hotel. Pikant, es ist die Frau eines allseits bekannten Fernsehpredigers und somit ist dieser als erstes Tatverdächtig. Gleichzeitig bahnt sich ein ganz anderer Fall für die Kommissare an. In einer Plattenbausiedlung in einem der vielen sozialen Brennpunkte kämpft eine alleinerziehende Mutter fast buchstäblich ums Überleben. Nach der Trennung von ihrem Ehemann, ist sie allein zuständig für den Unterhalt ihrer drei Kinder im Alter von 14, 6 und einem Jahr. Und eines Nachts verschwindet plötzlich die 14 jährige Tochter Jacqueline. Tage später werden Frei und Albers zum Fundort einer fürchterlich entstellten Leiche gerufen. Neben dieser liegt der Rucksack der Verschwundenen. Befindet sich Jacqueline in großer Gefahr?

Ich liebe Thriller und Krimis, mein Lieblingsgenre sozusagen. Da ich schon sehr viele gelesen habe bin ich irgendwie geneigt jedes neue Buch sehr kritisch zu betrachten. Handelt es sich dann auch noch um eine neue Serie bin ich ganz besonders gespannt auf den/ die Protagonisten. Ich habe so einige „kennengelernt“ um sie miteinander vergleichen zu können. In der Regel sind es Workaholics mit dem ein oder anderen psychischen Problem, kommen aus zerrütteten Familienverhältnissen und sind in der Regel auch nicht bindungsfähig und gerade deshalb meint der ein oder andere Autor, das gerade sein Protagonist mit den oben erwähnten charakterlichen Zügen ganz genial in der Aufklärung besonders scheußlicher Verbrechen sei. Auch Martin Krist neue Serie um den Kommissar Frei bedient sich einschlägiger Klischees. Es wird bis zum Umfallen gearbeitet in der Regel um die 12 Stunden täglich und wie könnte es anders sein, unterliegt zu mindestens Frei einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung, seine Kollegin kommt da schon besser weg, sie ist nur vollkommen übermüdet resultierend aus langen Diensten und kurzem Schlaf wegen ihres Babys. Einen winziger Unterschied gibt es jedoch bei Frei, er führt ein (noch) intaktes Familienleben.
Ansonsten sind die Kapitel recht kurz gehalten und man fliegt förmlich durch die Seiten, es gibt etliche wirklich gut gesetzte Spannungsbögen und eine sehr ausgefeilte Story, die mich oft verwirrte und mich in die falsche Richtung trieb.
Wirklich anstrengend fand ich dass der Autor einfach zu viel Wert auf die Erwähnung der vielen Zwänge seines Protagonisten legte. Die ständigen Angaben der Uhrzeit zum Beispiel. Im Handlungstrang Frei/ Albers gibt es gefühlt keine Seite in der nicht mindestens einmal die aktuelle Uhrzeit genannt wird oder fast noch schlimmer, Gegenstände akribisch sortiert werden. Das war wirklich enervierend.

Fazit: Sieht man über den in Krimis häufig skizzierten von Klischees nur so strotzenden Protagonisten einmal ab, gelingt dem Autor ein spannender Krimi. Aufgrund der stereotypen Charakterzeichnungen werde ich die Serie nicht weiter verfolgen.