Eine Freundschaft des Verderbens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mel.e Avatar

Von

"Bösland" ist ein genial konstruierter Thriller, der mich als Leserin zuerst auf eine komplett andere Fährte führt, was den Protagonisten dieses Buches betrifft. Der Titel ist äußerst passend gewählt, denn auf dem Dachboden des Elternhauses wird für Ben ein Ort des Grauens. Dort wird er regelrecht misshandelt von seinem Vater für jedes kleinste Vergehen oder eben auch dann, wenn der Vater seinen Frust abreagieren will. Es endet, als sein Vater sich erhängt, wobei das Leben für Ben dadurch nicht besser wird, denn er ermordet ein junges Mädchen direkt im Bösland und kann sich an die Tat nicht erinnern. Viele Jahre wird er durch Psychopharmaka ruhig gestellt und verliert dadurch noch mehr Erinnerungen an die Tat. Für mich war nach der Totenfrau - Trilogie des Autors ganz klar, mich auch ins Bösland begeben zu wollen. Geprägt durch eigene Erfahrungen in meiner Kindheit, die Gewalt betreffen, war ich zu Anfang leicht getriggert und dennoch hat dieser Thriller einen gewaltigen Sog auf mich ausgeübt. Gerade die Dialoge geben Einblicke in das geschehen und die Gefühlswelt von Ben. Die Gewalt des Vaters machen ihn zu einem Aussenseiter, der Mord katapultiert ihn komplett aus der Gesellschaft. Seine Mutter ist wenig hilfreich ihn zu einer starken Persönlichkeit heranreifen zu lassen, denn sie macht oftmals deutlich, dass sie Ben für schuldig hält, auch am Selbstmord des Vaters. Gelungen ist hierbei die Freundschaft zweier Knaben dargestellt, die sich so wie es scheint, erst einmal sehr gut tun und für Ablenkung vom Schmerz sorgen, auch wenn mir einige Dinge, die die Kinder gemeinsam erleben, doch etwas kurios erscheinen. Irgendwann wendet sich das Blatt und der Freund zeigt sein wahres Gesicht. Einige Leichen säumen den Weg der mittlerweile Erwachsenen und ich wünsche mir tatsächlich Vergeltung oder eben auch, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Es dauert eine ganze Weile, bis die Strafe auf den Fuß folgt und ich gestehe, dass ich mir eine gewisse Schadenfreude nicht unterdrücken konnte. Erneut ein gelungener Thriller, den ich ohne große Bedenken weiterempfehlen kann, da er sich tatsächlich aus der Masse abhebt. Faszinierend gewoben und durch die zunächst sehr verwirrende Story absolut genial in der Auflösung. Absolute Leseempfehlung!