Katz & Maus mit Mankos

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melail Avatar

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3,5 /5

Wer schon von der Totenfrau-Trilogie begeistert war, wird auch hier stilistisch wieder auf seine Kosten kommen.

Die Dialoge sind zum Großteil wieder simpel mit Spiegelstrichen verfasst, ohne Füller wie „sagte“ oder „meinte“. Wer in vorherigen Werken nicht damit warm geworden ist, der sollte auch dieses Buch nicht unbedingt zur Hand nehmen.
Dabei bin ich persönlich aber immer wieder erstaunt, wie gut dem Autor diese Passagen gelungen sind. Man verliert trotz fehlender Hinweise, wer etwas sagt, nie den Faden, wer gerade spricht. Außerdem bringen diese Stellen ein wahnsinniges Tempo in die Geschichte, das mir super gefällt. Das ganze Buch liest sich ruckzuck weg, da wirklich ein konstanter Spannungsbogen aufrechtgehalten wird.

Trotzdem konnte mich das Buch nicht so ganz abholen.

Die Charaktere sind gezielt darauf ausgelegt, im Leser ein gewisses Menschenbild zu erzeugen. Dabei wird absichtlich mit einer Vielzahl an Vorurteilen gespielt, die sich dann entweder bewahrheiten oder eben nicht. Das ist eigentlich ein gutes Konzept, aber ich fand vieles davon zu vorhersehbar. Da war leider nichts, was einen wirklich geschockt hat, gerade, wenn man viel Leseerfahrung hat.
Besonders schade fand ich auch, dass Wendungen in der Geschichte teilweise vorher angekündigt werden. Sätze wie „Ich wusste noch nicht, wie sehr ich mich irren sollte.“ findet man einige. Natürlich bewegt das den Leser einerseits zum Weiterlesen, weil man ja unbedingt wissen möchte, was da passiert. Aber ich persönlich hätte mich mehr darüber gefreut, hier im Dunklen gelassen zu werden. Das gelingt dem Autor an anderen Stellen unglaublich gut und ich denke, ich wäre sehr viel begeisterter, wenn ich an manchen Stellen nicht vorher schon geahnt hätte, was passiert.

Alles in allem ein stilsicherer - wenn auch etwas vorhersehbarer - Thriller, der allerdings nicht mit den überraschenden Wendungen der anderen Werke des Autors mithalten kann.